13 Jahre DDR

                                          1990 – 2003

      Warum es in den Neuen Bundesländern nie einen wirtschaftlichen Aufschwung geben wird,              trotz 100 Milliarden Euro jährlich.

                                                                                                                                                                                                                                                                                        Autor: Siegfried Bauer

 Wir schreiben das Jahr 2005. In Ostdeutschland herrschen besonders katastrophale Zustände. Einmalig auf der Welt. Kein anderes Land hat jemals so viel „Aufbauhilfe“ bekommen und trotzdem bleibt es das Armenhaus Europas. Die Firmenpleiten erreichen jedes Jahr neue Rekorde.

 Die Arbeitslosigkeit steigt trotz Abwanderung, ABM, Lohnsubventionen, Ich-AG´s u.s.w. immer weiter.   Die Kommunen und Länder stehen vor einem wirtschaftlichen Kollaps. Die Haushalte werden nur noch durch Umleitung der Fördermittel und immer neuen Schulden finanziert. Steuereinnahmen sind Fremdwörter, mit ganz wenigen Ausnahmen..

 Diese Entwicklung hatte ich bereits 1995 vorhergesagt und dies in mehreren Schreiben an die Chemnitzer Staatsanwaltschaft dokumentiert. In diesen Schreiben brachte ich meinen Unmut auch dadurch zum Ausdruck, dass ich diese Institution als korrupt und kriminell bezeichnete und dies ausführlich begründete.

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Doch erst mal zum Anfang, zum Kalenderjahr 1990.

 Am 02. Juli 1990 mieteten mein damaliger Geschäftspartner und ich ein Wohnmobil und fuhren nach Chemnitz. Diese Stadt hatten wir rein zufällig ausgesucht. Genauso hätte es Dresden oder Leipzig werden können. Jede Stadt sah gleich aus: Wie nach einem Bombenangriff. In den Innenstädten ganze Häuserzeilen mit Abbruchhäusern. In Chemnitz sogar noch mit Einschusslöchern aus dem Zweiten Weltkrieg versehen. Schlaglochpisten so weit das Auge reicht. Autobahn Teilstücke mit Kopfsteinpflaster. Alles grau in grau. Die Flüsse hatten jeden Tag eine andere Farbe. Man fühlte sich weit in die Vergangenheit zurückversetzt. 

 Aber um die Jahrhundertwende war Chemnitz die reichste Stadt Deutschlands. Vor dem Krieg eine der größten Industriemetropolen Deutschlands. Heute die Hinterlassenschaft eines bankrotten, sozialistischen Systems. Doch der jetzige erbärmliche Zustand barg auch eine noch nie da gewesene Möglichkeit, in kurzer Zeit sehr viel Geld zu verdienen. Helmut hatte ja blühende Landschaften versprochen und dieses Versprechen sollte mit gigantischen Geldtransfers umgesetzt werden. Dass die damals veranschlagten Milliarden nicht mal für die Renovierung des maroden Schienenverkehrs reichten, wollte man 1989 nicht publik machen. Die Wiedervereinigung stand kurz bevor und Helmut brauchte die Zustimmung der Bürger im Westen, damit er als Einheitskanzler in die Geschichte eingehen konnte.

 Die Bürger in der DDR wollten keine Wiedervereinigung, sondern nur eine andere Regierung und Reisefreiheit. Mit weitreichenden Zugeständnissen und vielen DM erkaufte sich Helmut das Wohlwollen und die Zustimmung der Übergangsregierung der DDR für die Wiedervereinigung. Doch Helmut hatte sich verrechnet. Nicht nur bei den erforderlichen Aufbauhilfen, sondern auch bei der Mentalität der Bürger. Man gewöhnte sich sehr schnell an die gigantischen, nie endenden Milliarden-Transfers im Schlaraffenland.

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 Die gigantische Geldverschwendung wurde im Wahlkampf 2005 in einen Vorteil umgewandelt. Frau Merkel und Herr Schröder machten immer wieder auf die enormen Leistungen der Ost-Deutschen aufmerksam, was bisher alles erreicht wurde und so. Für den Pöbel durchaus nachvollziehbar. Neu renovierte Schlösser, Opernhäuser, Burgen, schöne Straßen, ein neues Schienennetz, alles super. Oder doch nicht? Na ja, wenn ich Ihnen, mein lieber Leser, 100.000.- € schenke und Sie sich die neueste S-Klasse dafür kaufen, dann haben Sie es doch zu was gebracht, was Sie überall vorzeigen können, wo Sie nachweisen können, wie erfolgreich Sie sind. Und die laufenden Unterhaltskosten werden einfach durch einen nie enden wollenden Dispo finanziert.                                                             

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 Mein Geschäftspartner und ich hatten im Schwabenländle gutgehende Firmen, die uns ein ausreichendes Einkommen bescherten. Er war Handelsvertreter und ein TOP-Verkäufer, ich war seit 1977 in der Finanzbranche tätig. Am Anfang als Vermögensberater, wie fast jeder zweite im Ländle, dann als Finanzmakler und seit 1980 hatte ich mich auf die Wohnungsbau-Fördermittel der Landeskreditbank Baden-Württemberg und die Abwicklung von Baufinanzierungen spezialisiert.

 Es war für uns beide nicht leicht, unsere Firmen aufzugeben und in einer neuen, ungewissen Zukunft wieder anzufangen. Lange Diskussionen, in denen alle Vor- und Nachteile abgewogen wurden, gingen unserer Reise voraus. Doch wir waren uns beide darin einig, dass wir eine solche Chance kein zweites mal im Leben bekommen und wagten den Sprung ins kalte Wasser.

 Nicht unerheblich zu unserer Entscheidung hatte auch die enorme Unterstützung der Bausparkasse Schwäbisch Hall beigetragen, für die wir eine Vertriebsorganisation in Chemnitz aufbauen wollten. Auch für die Bausparkasse Schwäbisch Hall stand damals viel auf dem Spiel. Eine Vertriebsorganisation gab es bisher nicht. Wir waren also das Versuchskaninchen und genossen jegliche Unterstützung, vom Verkaufsleiter bis zum Vorstand. Der gute Name der Bausparkasse Schwäbisch Hall war bereits in der DDR bekannt und davon partizipierten wir nicht unerheblich.

 Wir standen mit dem Wohnmobil in der Chemnitzer Innenstadt, der Straße der Nationen, der am stärksten frequentierten Straße, keine 100m vom „Karl-Marx-Kopf“ entfernt, dem Wahrzeichen der zweitgrößten Stasi-Stadt der DDR. Beratungen führten wir im Wohnmobil durch, von dort aus wir auch neue Mitarbeiter anwarben, die in Strömen zu uns kamen. Diese neue Mitarbeiter, alle hoch motiviert und beeindruckt von unserem Auftreten, im Anzug und Krawatte, waren schnell von unserer Idee, Bausparverträge zu verkaufen, zu begeistern. Wir führten zweimal wöchentlich abends in der Technischen Uni Schulungen durch, wo die neuen Mitarbeiter oft schon wieder neue Mitarbeiter mitbrachten, ohne dass wir viel dazu beitragen mussten. Die Verkaufszahlen nahmen für unsere damaligen Verhältnisse gigantische Ausmaße an. Es flatterten Schecks mit 60.000.- DM und jeden Folgemonat immer mehr ins Haus.

 Die Mitarbeiter waren sehr begeisterungsfähig und für ein kleines Lob und Anerkennung unermüdlich im Einsatz. Eine Sparform, die vom Staat mit einer hohen Prämie belohnt wurde und dann auch noch billiges Baugeld zu bekommen, für eine Renovierung, oder den Erwerb eines Hauses, das kam nicht nur bei den Mitarbeitern, sondern auch in der Bevölkerung gut an. Tagsüber führten wir Beratungen im Wohnmobil durch. Auch die Bürger, die sich nur mal das Wohnmobil von innen anschauen wollten, gingen mit einem Bausparvertrag hinaus. Ehrensache. Die Kids hatten an den großen Bausparfüchsen, die wir am Eingang platziert hatten, einen Narren gefressen und zogen ihre Mamis zu uns. Die Kids bekamen einen kleinen Bausparfuchs und strahlten wie ein Maikäfer und die Mamis hatten einen Bausparvertrag in der Einkaufstasche und strahlten nicht weniger.

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 Mal davon abgesehen, dass mein Geschäftspartner am ersten Tag keine Ahnung von Bausparverträgen hatte, nur zugehört hatte, verkaufte er bereits am zweiten Tag erfolgreich am zweiten Beratungstisch. Bereits 3 Monate später, im Oktober 1990, mieteten wir uns im damals besten Bürogebäude der Stadt, dem RAWEMA-Gebäude, genau gegenüber unseres Stellplatzes, Büroräume. Einen Quadratmeter-Preis von über 50.- DM war für uns zwar ungewöhnlich hoch, doch die immer höheren Umsatzzahlen und die damit verbundene Verwaltung rechtfertigten diese exklusive Lage. Davon abgesehen war es damals auch das einzige Bürogebäude in Chemnitz, das in einem akzeptablen Zustand war, wo man auch mal Geschäftspartner aus dem Westen einladen konnte, ohne Komplexe zu bekommen.

 Unsere Mitarbeiter wären auch mit Büroräumen in einem notdürftig renovierten Abbruchhaus einverstanden gewesen, da sie ja bisher nichts anderes kannten. Natürlich waren alle stolz auf unsere neuen Büroräume, in denen mein Partner und ich nun die Beratungen durchführten. Auf Laufkundschaft waren wir nicht mehr angewiesen. Wir suchten weitere Mitarbeiter über die örtliche Presse und führten die Schulungen immer noch in der Technischen Uni durch.

 Nach einem missglückten Anlauf fanden wir auch eine hochqualifizierte Sekretärin, die sehr aufnahmefähig und intelligent war. Sie hatte das gewisse Etwas. Sie beherrschte die Kunst mit Kunden umzugehen und die Mitarbeiter kuschten vor ihr. Wenn ich mich mal nicht traute, den einen oder anderen Mitarbeiter  zur Schnecke zu machen, übernahm sie das erfolgreich. Sie genoss jeglichen Respekt bei den Mitarbeitern, nicht nur weil sie gut aussah, sondern weil sie auch sehr dominant war. Sie hat viel zum Erfolg der Firma beigetragen.

 Mit dem Einigungsvertrag am 03. Oktober 1990 änderte sich das Bausparkassengesetz wesentlich. Die Prämien wurden stark reduziert und von der wohnwirtschaftlichen Verwendung abhängig gemacht. Die geniale Sparform wurde drastisch eingeschränkt. Obwohl andere Vertriebsorganisationen nach wie vor mit den bisherigen, für Neuverträge nicht mehr geltenden Bestimmungen verkauften, wurden unsere Mitarbeiter auch über die Änderungen informiert. Vielleicht lag es an mir, dass ich nicht mehr so überzeugend dieses Produkt rüberbrachte, der Umsatz brach jedenfalls ein. Zwischenzeitlich hatten wir über 100 haupt- und nebenberufliche Mitarbeiter.

 Bereits im Juli hatte ich eine Studentin kennen gelernt, die alle meine Schulungen besuchte. Ich war damals 33 und sie erst 20. Es entwickelte sich schnell mehr daraus. Wir mieteten uns eine Wohnung in einer Chemnitzer Plattenbausiedlung, wo man Mühe hatte, bei Dunkelheit das richtige Haus zu finden. Auch sie hat durch ihr Fachwissen und Engagement viel zur Entwicklung der Firma beigetragen. Ohne diese Maus wäre die Expansion dieser Firma und die Gründung der nächsten Firmen nicht so schnell möglich gewesen.

 Im Februar 1994 war sie auf der Titelseite der Zeitschrift Capital abgebildet, in der wir mehrere Seiten über Baufinanzierungen referierten.                                                           

 Der Umsatzrückgang durch die Änderung des Bausparkassengesetzes veranlasste meinen Partner dazu, ein zweites Standbein aufzubauen. Obwohl wir immer noch ein mehrfaches dessen verdienten, was wir im Schwabenländle hatten, machte er sich Sorgen. Er gründete ganz allein eine Partnervermittlung in einem anderen Bürogebäude, ca. 100 m entfernt und stellte eine Sekretärin ein. Da er dort aber nur Ausgaben produzierte und keine Einnahmen hatte, machte er zwei Monate später den Laden schon wieder dicht.

 In der Zwischenzeit hatte ich ein zweites Produkt eingeführt, die Fondsgebundene Lebensversicherung, die den Umsatzverlust aus dem Bauspargeschäft nicht nur kompensierte, sondern zu noch höheren Schecks führte. Wir konnten ja auf einen enormen Kundenbestand aus dem Bausparkassengeschäft zurückgreifen. Doch dies überzeugte meinen Partner nicht, da er in ein paar Monaten wieder Umsatzrückgänge erwartete. Anfang 1991 packte er seine Sachen zusammen und siedelte wieder zurück zu seiner Frau ins Schwabenländle. Für die Firma war dies kein Verlust, da er seit Monaten nur noch vorbei schaute, um mit der Sekretärin zu flirten. Beratungen führte er schon lange nicht mehr durch. An meinen Seminaren nahm er nur noch gelegentlich teil. Problematisch wurde es nur, weil er das Geschäftskonto, das auf seinen Namen lief und ich nur eine uneingeschränkte Vollmacht hatte, leer räumte und das Geld für ein Haus und ein neues Auto ausgab. Er musste ja allen zeigen, wie erfolgreich er im Osten war.

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 Die Hälfte des veruntreuten Guthabens vom Geschäftskonto musste ich gerichtlich einklagen. Allerdings habe ich erst in zweiter Instanz den Prozess gewonnen, da wir ja seit Jahren die besten Kumpels waren und keine internen Verträge gemacht hatten. Hatte schon wieder was dazu gelernt. Wenn es ums Geld geht, lernst du den Charakter eines Menschen kennen. Auf die hälftigen Folgeprovisionen aus den Fondsgebundenen Lebensversicherungen für die nächsten 4 Jahre verzichtete ich. Dies hatte er nicht meiner Gutmütigkeit zu verdanken, sondern ausschließlich seinem Vater, der mich in Chemnitz mehrmals besuchte. Nicht die „Selbstmord“ Absichten seines Sohnes veranlassten mich dazu auf Folgeprovisionen zu verzichten, sondern er selbst, der auch die gerichtlich eingeklagten Provisionen aus 1990 bezahlte.

 Im Frühjahr 1991 wurden die Verwaltungsvorschriften für Subventionen der Wohnungsbauförderung vom Sächsischen Staatsministerium des Innern veröffentlicht. Als ich die Verwaltungsvorschriften in den Händen hielt, hätte ich vor lauter Freude an die Decke springen können. Sie waren identisch mit denen aus Baden-Württemberg, die ich ja auswendig konnte und mit denen ich schon 10 Jahre lang im Westen mein Geld verdient hatte. Dies war meine Chance. Mit meiner Freundin, die nun meine Geschäftspartnerin war, schmiedete ich Pläne. Sie zweifelte aber daran, dass es möglich wäre, dass wir in unserem Büro Darlehensanträge aufbereiteten und über die Stadt- bzw. Gemeindeverwaltungen, bzw. über die  Landratsämter und das Regierungspräsidium weiterreichten, die diese dann an die Sächsische Aufbaubank weiterleiteten. Sie war der Meinung, dass dieses Geschäft nur den Banken vorbehalten war.

 Wir machten wieder in der örtlichen Presse Werbung. Auch über die Vertriebsorganisation, die immer noch fleißig Bausparverträge und Fondsgebundene Lebensversicherungen verkaufte, bekamen wir viele Kunden vermittelt, die ihr Haus renovieren oder ausbauen wollten. Andere wollten eine neues Haus errichten. An den Erfolg glaubte niemand. Als der erste Kunde mit seiner Darlehenszusage ins Büro kam, war das Eis gebrochen. Wir freuten uns alle wie die Schneekönige. Was manche nicht für möglich gehalten hatten, funktionierte also doch. Wir änderten die Geschäftspolitik. Von den über 100 Mitarbeitern aus der Vertriebsorganisation suchte ich mir die 12 Besten aus und stellte denen meine Pläne vor. Ich wollte die Vertriebsorganisation auflösen und die 12 Mitarbeiter ein halbes Jahr lang intensiv im Bereich der Baufinanzierung und Subventionsdarlehen ausbilden. Jeder sollte für diese Zeit monatlich 2.500.- DM bekommen. Für eine Entscheidung hatten alle ein paar Tage Zeit. Dass dies kein Zuckerschlecken wird, wussten alle. Ich verlangte in meinen Seminaren alles von den Mitarbeitern.

 Das Geld für die Ausbildung von monatlich 30.000.- DM, die Büromiete in Chemnitz in Höhe von 5.000.- DM, die Büromiete für das erforderliche Büro in Zwickau, ebenfalls 5.000.- DM, zwei Sekretärinnen von jeweils 3.500.- DM, Leasingraten für Kopierer usw. ....

 ... alles in allem müsste ich parallel zur Ausbildung Beratungen durchführen, um die dann laufenden Kosten von ca. 50.000.- DM monatlich zu finanzieren. Wäre auch hart für mich und meine Freundin. Ein paar Tage später erhielt ich von allen zwölf Mitarbeitern eine Zusage, dass sie damit einverstanden waren.

 Es folgten Diskussionen mit meiner Freundin, bzw. Geschäftspartnerin, auf derer Hilfe ich angewiesen war. Zusammen mit der Sekretärin erledigte sie ein Großteil der Vorbereitungen für die Darlehensanträge, z.B. die Wohnflächenberechnung, kubische Berechnung, Grundriss-Änderungen usw.

 Nebenher machte sie auch noch ein Studium in Betriebswirtschaft, das sie allerdings mit einer eins vor dem Komma abschloss. Sie stimmte zu. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Vorübergehend firmierten wir als GbR, kurze Zeit später gründeten wir eine GmbH, wo sie als Geschäftsführerin mit 5.000.- DM monatlich eingesetzt wurde.

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 Wir lösten die Vertriebsorganisation auf. Von einer bekannten Rechtsanwaltskanzlei in Heilbronn, die auch für die Bausparkasse Schwäbisch Hall tätig war, lies ich mir niet- und nagelfeste Verträge für meine Mitarbeiter ausarbeiten. Ein zweites mal wollte ich nicht noch mal solch einen Fehler machen, wie mit meinem ursprünglichen Geschäftspartner.

 Von nun an hatten meine Freundin und ich eine 100 Stunden Woche. Sonntags arbeiteten wir am liebsten, da hatte wir Ruhe. Die Kunden standen jeden Tag ab 16.00 Uhr, nach Ende der Ausbildung auf dem Flur Schlange. Einige kamen ohne Terminabsprache und warteten bis 22.00 Uhr und länger, bis sie dran kamen. Wenn jemand z.B. ein Mehrfamilien-Wohnhaus besaß, bekam er ohne zusätzliche Eigenmittel Darlehen bis zu 1.950.- DM/qm mit 0,50% Anfangszins. Dieser Zins wird alle 2 Jahre um 1% höher. Zumindest 10 Jahre lang hatte jeder dadurch einen finanziellen Überschuss, vorausgesetzt die Mieter zahlen die Miete. Durch den Überschuss innerhalb der ersten 10 Jahre, den wir in einem Rentenfond beim Frankfurt Trust anlegten, hätte der Kunde einen Großteil seiner Schulden nach 10 Jahren ablösen können.

 Ein geniales System, wo die überall umherschwirrenden Versicherungsvertreter nicht mithalten konnten. Versicherungsschutz bekamen unsere Kunden in Form einer Risiko-Lebensversicherung bei einer Direktversicherung. Baufinanzierungsberater verschiedenster Banken tarnten sich als Kunden, um sich bei uns beraten lassen zu können, damit sie auch mal einen Fall auf die Reihe bekamen.

 Im Herbst 1991 eröffneten wir unsere Zweigstelle in Zwickau. Eine ganze Etage in einer neu sanierten Villa. Ein Traum, wo das Arbeiten viel Spaß gemacht hat. Dies war der Freien Presse, der örtlichen Zeitung, einen Platz auf der Titelseite wert. Die von mir ursprünglich kalkulierten 5.000.- DM Miete waren gut geschätzt. Zwischenzeitlich wurde auch die Rechtsaufsichtsbehörde auf uns aufmerksam. Wir wickelten nicht nur private Finanzierungen ab, sondern auch kommunale. Jeder Antrag, der unser Büro verlassen hatte, wurde von der Sächsischen Aufbaubank bewilligt. Stadtkämmerer, die über KfW, oder normale Bankdarlehen ihren kommunalen Bestand finanzieren wollten, wurden in unsere Büros geschickt.

 Als die Ausbildung meiner Mitarbeiter beendet war, elf waren noch übrig geblieben, hielt ich auf mehreren Landratsämtern Seminare über die Wohnungsbauförderdarlehen. Die Bürgermeister, bzw. Stadtkämmerer wurden von der Rechtsaufsichtsbehörde dazu verpflichtet, an diesen Seminaren, die ich kostenlos durchführte, teilzunehmen. Die Bürgermeister hatten so schon mit einer Flut von Verwaltungsvorschriften zu kämpfen und wollten sich nicht noch eine zusätzliche Arbeit aufhalsen. Sie schickten alle Interessenten in unsere Büros. Dass wir die kommunalen Bestände finanzierten, war selbstverständlich.

 Von 1991 bis 1995 wickelten unsere zwei Büros ca. 10% der gesamten Wohnungsbauförderdarlehen im Regierungsbezirk Chemnitz ab. Das waren so zwischen 50 – 60 Millionen jährlich. Dazu kamen noch Hypotheken- und Bauspardarlehen in gleicher Höhe. In diesen fünf Jahren hatten wir Honoraransprüche von 3,5 Millionen DM erwirtschaftet. Das Honorar war erfolgsabhängig und erst bei der ersten Auszahlung fällig.. Unsere Büros haben also nicht unerheblich zum Aufschwung Ost beigetragen. Ein bis zweimal in der Woche organisierte meine Partnerin Informationsveranstaltungen über die Wohnungsbauförderungsprogramme in größeren Gemeinden. Diese fanden regen Zuspruch. Die Terminkalender meiner Mitarbeiter füllten sich jedes mal.

 Auf Bitten eines Mitglieds im Finanzausschuss nahm ich eine Einladung der Stadt Chemnitz wahr und stellte die Förderprogramme auch in einer Finanzausschusssitzung vor. Mehrere Ausschussmitglieder betitelten mich als Betrüger, dass es so was nicht geben könnte. Ich packte meine Unterlagen zusammen und verlies die Sitzung wortlos.

Probleme gab es ausschließlich in Chemnitz. Das Wohnungsbauförderungsamt, das die Anträge prüfen, ins Kontingent mit aufnehmen und an die Sächsische Aufbaubank weiterleiten muss, blockierte am Anfang jegliche Zusammenarbeit. Ohne Scheine in den Anträgen läuft halt nichts, dachten die sich. Ein Seminar im Chemnitzer Landratsamt für die Bürgermeister der Umlandgemeinden wurde ohne Begründung abgelehnt.  Sämtliche Anträge, die wir über dieses Landratsamt eingereicht hatten, wurden wieder zurückgeschickt, mit der Begründung, dass dies und das fehlen würde, die Wohnflächenberechnung falsch wäre usw.                  

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 Ich packte alle Darlehensanträge ein und fuhr nach Dresden zur Sächsischen Aufbaubank. Dort erläuterte ich das Problem. Die Anträge wurden entgegengenommen und geprüft. Alle Anträge waren vollständig und korrekt. Einer Bewilligung stand nur die Aufnahme ins Chemnitzer Kontingent im Weg.  Jedes Landratsamt hatte nur bestimmte Mittel zur Verfügung. Alle Anträge, die zur Sächsischen Aufbaubank weitergeleitet werden, müssen bei den verfügbaren Mitteln berücksichtigt werden, so lange, bis das Geld aufgebraucht ist. Der damalige Direktor der Sächsischen Aufbaubank setzte sich mit dem Staatsministerium des Innern in Verbindung und schilderte das Chemnitzer Problem. Daraufhin bekamen wir eine Ausnahmegenehmigung vom Staatsministerium des Innern, dass alle Anträge, die Chemnitz betreffen und über das Chemnitzer Landratsamt eingereicht werden müssten, direkt zur Aufbaubank weitergeleitet werden können. Die dann nach Prüfung und Bewilligung der Anträge die Darlehensbeträge nach Chemnitz weitergaben, damit die Anträge im Chemnitzer Kontingent berücksichtigt werden. Erst ab 1993 reichten wir Darlehensanträge wieder über das Chemnitzer Landratsamt ein, die dann ordnungsgemäß an die Sächsische Aufbaubank weitergeleitet wurden, auch ohne Scheine im Antrag. Von über 1000 Darlehensanträgen hatten wir lediglich eine Absage erhalten, da uns der Kunde bestehende Kredite für Auto und Wohnungseinrichtung  verschwiegen hatte. Zwischenzeitlich schickte uns sogar das Wohnungsbauförderungsamt in Chemnitz Kunden vorbei, die Probleme bei der Abwicklung hatten, oder sich z.B. die Baukosten massiv erhöht hatten und die bewilligten Darlehen nicht mehr zur Begleichung der Rechnungen ausreichten. Wir überarbeiteten die Finanzierungen und die Kunden konnten ihre Handwerkerrechnungen bezahlen. Die meisten Konkurse von Handwerkern war auf diese Situation zurückzuführen, weil die Hausbanken keine nachrangigen Darlehen gewährten und so die Handwerker auf offenen Rechnungen sitzen blieben..

 Anfang 1994 ging der Umsatz im Zwickauer Büro enorm zurück. Zweimal in der Woche schaute ich vorbei, um schwierige Fälle durchzusprechen. Jedes mal hatten die Berater alle Hände voll zu tun. Kunden standen sich im Treppenhaus die Hacken platt. Eines Tages hatte ich im Zwickauer Büro wichtige Unterlagen vergessen, die ich am nächsten Tag in Chemnitz benötigte. Ich fuhr Mitte in der Nacht nach Zwickau. Meine Unterlagen lagen auf dem Beratertisch eines Mitarbeiters. Dort lag auch ein Finanzierungsauftrag dieses Mitarbeiters, der aber nicht über unser Büro ausgestellt war, sondern auf ihn selbst. Sein Schreibtisch war nicht verschlossen. Ich nahm mir ein paar Akten raus und suchte die Finanzierungsaufträge. Alle waren auf seinen Namen ausgestellt und das Honorar wurde auf sein privates Konto bezahlt. Beim nächsten Mitarbeiter das selbe. Jetzt wusste ich, warum der Umsatz weniger wurde, obwohl die Kunden Schlange standen.                                                                

 Zufällig hatte ich ein paar Tage vorher im Chemnitzer Büro mitbekommen, dass die Chemnitzer Sekretärin Mahnungen an Zwickauer Kunden verschickt hatte, weil noch kein vertraglich vereinbartes Erfolgshonorar bezahlt wurde. Die Kunden riefen im Büro an und beschwerten sich, da sie das Geld sogar in bar im Zwickauer Büro bezahlt hatten und auch eine Quittung erhielten. Alle sagten übereinstimmend, dass sie 10% Nachlass erhielten, weil sie die Rechnung bar bezahlt hatten. Und jetzt noch die Finanzierungsaufträge in eigenem Namen, in unserem Büro. Ich fuhr nach Chemnitz zurück und erzählte dies meiner Partnerin. Sie hatte bereits mit den Zwickauer Beratern wegen den „Barzahlungen“ Kontakt. Von den Finanzierungsaufträgen, die von den Beratern in eigenem Namen abgeschlossen wurden, wusste sie noch nichts.

 Am nächsten Morgen war ich der erste im Zwickauer Büro. Die Chemnitzer Sekretärin hatte auf Anweisung meine Termine an diesem Tag abgesagt. Um 9.00 Uhr kamen die Zwickauer Berater und die Sekretärin ins Büro. Ich forderte die Berater auf, im Sekretariat Platz zu nehmen und konfrontierte sie mit den Finanzierungsaufträgen, die in eigenem Namen ausgestellt wurden, sowie den Geldern, die unterschlagen wurden. Sie drucksten nur herum. Eine Antwort bekam ich nicht. Auch solche Machenschaften hatte mein Anwalt in weiser Voraussicht in dem Vertrag berücksichtigt, den ich mit allen abgeschlossen hatte. Sie waren der Firma zu Schadensersatz verpflichtet. Die Mitarbeiter und die Sekretärin hatten noch die Gelegenheit, ihre persönlichen Sachen zusammen zu packen und dann warf ich sie hinaus. Das Schloss wechselte ich aus. Neue Geschäfte wurden nicht mehr angenommen. Bestehende Finanzierungen wickelte ich ordnungsgemäß ab und wir gaben das Zwickauer Büro auf. Aber auch in Zwickau und Umgebung gab es nicht wenige Bürger, die sich auf den Weg nach Chemnitz machten, damit ihre Finanzierung in unserem Büro abgewickelt werden konnte.

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 Die Berater waren der Meinung, dass sie Finanzierungen auch ohne einen Wessi abwickeln können. Sie eröffneten ein Büro. Ein paar Monate später schlossen sie es wieder mangels Umsatz. Nun standen sie wieder dem Arbeitsamt zur Verfügung. Nur einer ist noch in diesem Bereich tätig. Dank seiner Frau, die als Lehrerin ein gutes Gehalt bekommt und ihn durchfüttern kann. Die Prozesse gegen die Mitarbeiter habe ich beim Landgericht verloren. Das ehrenwerte Gericht hat einfach die Verträge außer Kraft gesetzt mit der Begründung, dass diese nicht auf die Neuen Bundesländern angewendet werden könnten. Nur die Unterschlagung der Gelder wurde strafrechtlich verfolgt. Für 5-stellige Beträge gab es ein paar Monate Bewährung. Von dem Geld haben wir natürlich nie wieder was gesehen.

 Auch das Chemnitzer Büro haben wir dann, zusammen mit den anderen Firmen, Ende1995 aufgelöst. Die Probleme mit der Firma Fachbüro für Baufinanzierung Vermittlungs GmbH waren noch die kleinsten. Deswegen hätten wir nicht alle Firmen aufgelöst. Die Entscheidung, alle Firmen aufzulösen, hatte viel schwerwiegendere Gründe. Andere Investoren waren schlauer als wir und hatten ihre Firmen aus den gleichen Gründen schon viel früher aufgelöst. Nicht weil keine Arbeit da gewesen wäre, ganz sicher nicht, sondern die zig Straftaten, die gegen mich, meine Partnerin und gegen unsere Firmen verübt wurden, teilweise sogar mit Unterstützung der Ordnungshüter. Und wenn mal ermittelt wurde, hat die Staatsanwaltschaft die Verfahren sofort wieder eingestellt, mangels öffentlichem Interesse. Die Jungs hatten einen Freibrief für Straftaten gegen Westbürger und andere Ausländer und machten davon regen Gebrauch.

 Die Jahre 1991 und 1992 verbrachten wir fast ausschließlich mit Arbeiten. Hundert Stunden in der Woche waren üblich. Doch alles machte so unheimlich viel Spaß, dass der Wunsch nach Urlaub erst gar nicht aufkam. Auch die Mitarbeiter waren unheimlich fleißig.

 Überall nette und freundliche Leute, die so happy waren, dass sie die 1990 erlangte Freiheit genießen konnten. Außerdem konnte man sich jetzt alles kaufen, was man vorher nur im West-Fernsehen oder Inter-Shop gesehen hatte. Ein fortwährender Kaufrausch setzte ein, der sämtliche finanziellen Rücklagen schnell aufbrauchte und die monatlichen Raten für die Konsum-Kredite das Leben immer weiter einschränkte. Ab 1993 änderte sich die Stimmung in der Bevölkerung dramatisch. Die meisten sozialistischen Betriebe hatten geschlossen. LPG´s wurden von Maschinen bewirtschaftet, wo bisher tausende  beschäftigt waren. Die Textilindustrie wurde nicht mehr subventioniert und konnte mit den Billiglohnländern nicht mehr mithalten. Die Qualität war trotz veralteter Maschinen hervorragend. Vor der Wende waren die Absatzmärkte in Westdeutschland bei Neckermann und Co.

 Musterbetriebe aus der DDR-Zeit, die von Westbürgern mit zig Millionen Fördermitteln übernommen wurden, hatten oft kurz nach der Übernahme Insolvenz angemeldet. Die Fördermillionen waren verschwunden. Alles ganz legal. Der Subventionsbetrug, von cleveren Anwälten aus dem Westen gesteuert, politisch toleriert, strafrechtlich selten verfolgt, erreichte seinen Höhepunkt. Diese Art der „legalen“ Geldvermehrung machte viele Anwaltskanzleien und deren Klientel aus dem Westen sehr reich, aber die Existenzen von mehreren hunderttausend Arbeitnehmern wurden so vernichtet. Die gigantischen Fördermittel waren dafür geplant, die Maschinenparks zu modernisieren, um konkurrenzfähig zu produzieren und somit Arbeitsplätze zu erhalten, bzw. noch neue geschaffen werden. Und wenn mal ein Staatsanwalt die Ermittlungen aufnahm, wurde er sofort von seinem Ministerium wieder zurückgepfiffen. Die Treuhand hat sehr viel Schaden angerichtet und das Leid von Hunderttausenden auf dem Gewissen. Aber was ist dieses Leid gegen ein paar Bündel Scheine in den Händen, bzw. auf einem Schweizer Konto.

 Immer mehr Bürger wurden ruiniert. So setzte die Abwanderungswelle in den Westen ein, wo es immer noch Arbeit gab und der Lohn oft doppelt so hoch war, wie im Osten. Eine der größten Sparkassen Ost-Deutschlands, die Chemnitzer Sparkasse, hatte deshalb große Liquiditätsprobleme. Zig-tausend Bürger verließen ihre gerade erst fertig gestellten Häuser, weil sie arbeitslos geworden waren und wanderten in den Westen ab. Mieter waren nicht mehr zu finden. Bei Versteigerungen blieben die Banken auf den Immobilien sitzen. Die Kredite wurden nicht mehr bedient. Ende der neunziger Jahre erreichte dieser Zustand seinen Höhepunkt.

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 Aber bereits 1993 fing das Chaos an. Wir merkten noch wenig davon. Unser Geschäft boomte. Fördermittel gab es in Hülle und Fülle. Und es gab immer noch genügend Bürger und Städte, die ihre Häuser sanieren wollten. Nur das allgemeine Klima verschlechterte sich dramatisch.

 In Heerscharen überschwemmten selbst ernannte Finanzmakler das Land. Versicherungen wurden immer öfter unter falschen Voraussetzungen verkauft. Z.B. eine Vertriebsorganisation der Karlsruher Versicherung erzählte den Bürgern, dass sie nach zwei Jahren die Versicherungssumme von jeder Bank zinslos erhalten würden. So wurde den Bürgern die letzten Pfennige aus dem Geldbeutel gezogen. Nach zwei Jahren hatten die Leute null Guthaben auf den Policen und keine Bank konnte das Versprechen einlösen. Doch dann war es für die meisten schon zu spät. Die Vermittler hatten ihr Geld verdient, da die Stornohaftung nur 2 Jahre betrug. Dieses Verhalten wollte ich mit dem damaligen Filialdirektor der Karlsruher in München telefonisch klären. Doch der meinte nur: “Herr Bauer, was interessiert mich das, wie die da drüben verkaufen. Da kommen jeden Monat 20 Millionen rüber”. Er tolerierte diesen Betrug.

 Ein Gespräch mit einem Reporter der Freien Presse, der daraus zwei Artikel machte, beendete diesen Spuk. Die Vertriebsorganisation der Karlsruher wurde aufgelöst und die Veranstalter packten ihre Koffer. Eine Stornowelle erschütterte die Karlsruher Versicherung. Auch die Kunden, denen die Versicherungen korrekt verkauft wurden, kündigten ihre Policen.

 Massenarbeitslosigkeit entstand durch die hohen Subventionen, die nicht in die Betriebe flossen, sondern in die Taschen weniger skrupelloser Geschäftsleute und Beamten abgezweigt wurden, die halt Beziehungen haben, wie einer es selbst nannte. Die Schuldigen für die geplatzten Träume waren schnell entlarvt: Westbürger und Ausländer. Die ersten Anti-West Parolen waren schon zu hören. Es kam immer öfter zu massiven Übergriffen auf Westbürger und andere Ausländer. Statistisch wurde allein in Chemnitz jede Woche ein Ausländer abgemurkst. Die Täter hatten strafrechtlich nichts zu befürchten. Nicht selten schauten Uniformierte tatenlos zu. Und wenn sich Ausländer wehrten, wurden sie ruck zuck verurteilt und kamen ins Gefängnis, oder wurden abgeschoben.

 Doch das tatsächliche Problem, die enorme Abwanderung, war damals noch nicht zu erkennen. So hat sich z.B. die Einwohnerzahl von Chemnitz  innerhalb von 15 Jahren halbiert. Nur durch die Eingemeindung umliegender Städte wurde die Einwohnerzahl stabilisiert. Übrig geblieben sind die Rentner und die Chaoten, die sich dort ungehindert austoben können. Vandalismus an jeder Straßenecke gehört zum Stadtbild. Und so bald es dunkel wird, fahren die Straßenbahnen ohne Gäste, weil sich keiner mehr auf die Straße traut.

 Aber auch wir hatten ein Problem. Wir mussten sehr viel Steuern bezahlen. Also mussten auch wir etwas dagegen machen und kauften Mehrfamilien-Wohnhäuser, die wir sanierten und vermieteten, bzw. in Eigentumswohnungen umwandelten und teilweise an Selbstnutzer und Kapitalanleger verkauften.

 Die Immobilienschiene bauten wir 1993 auf. Das letzte Objekt kauften wir im Frühjahr 1995 und verkauften es unsaniert, aber mit einer Darlehenszusage über Fördermittel, mit 60.000.- DM Gewinn an eine Baufirma Ende 1995 weiter. Auch diese Firmen meldeten wir Ende 1995 ab.

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 Das Jahr 1993 hat wegen einer anderen Sache mein Leben verändert. Nun hatten wir fast drei Jahre lang ununterbrochen gearbeitet. Meine Freundin und ich wollten im Sommer zwei Wochen an die Costa Brava zum campen fahren. Auch meinen damals 16-jährigen Sohn wollten wir mitnehmen. Doch kurz vor Beginn der Urlaubsreise wurde ein wichtiges Examen vorverlegt, an dem meine Freundin teilnehmen musste. Ich wollte die Reise verschieben, doch damit war sie nicht einverstanden und überredete mich, nur mit meinem Sohn Urlaub zu machen. Von Spanien aus rief ich fast täglich im Büro an. In den letzten Tagen des Urlaubs hatte mein Sohn seine erste große Liebe, eine 18-jährige Schweizerin kennen gelernt und nun turtelte er den ganzen Tag nur noch mit ihr rum. Sie wollten zwei Tage länger dort bleiben als wir. Deshalb nervte mich mein Sohn laufend, auch noch zwei Tage länger Urlaub zu machen.

 Am Vorabend des letzten Urlaubstags rief ich im Büro an und wollte mich erkundigen, ob eine Verlängerung um zwei Tage zu verschmerzen wäre. Doch im Büro meldete sich niemand. War Sonntag. Ich rief zu Hause an. Auch dort meldete sich niemand. Meine kleine Zuckerschnecke konnte nur noch bei ihrer Mama sein, dachte ich und rief dort an. Tatsächlich, sie war dort. Ich schilderte ihr den Sachverhalt und sie stimmte sofort der Verlängerung um zwei Tage zu. Beratungstermine hatte sie erst in der Folgewoche vergeben. Mein Sohn war überglücklich, als ich ihm die Verlängerung des Urlaubs mitteilte Zwei Tage später starteten wir die Heimreise und fuhren die 1000 km non-stop. Meinen Sohn setzte ich zu Hause ab und fuhr weiter Richtung Chemnitz.

 So gegen 21.00Uhr hielt ich an der damaligen Zwickauer Autobahntankstelle und rief meine Freundin an. Sie war noch im Büro. Dort wollte sie warten, bis ich da bin, weil noch ein paar wichtige Sachen zu besprechen waren. Eine halbe Stunde später war ich in Chemnitz, stellte das Wohnmobil direkt vor das Bürogebäude und ging hinein. Auf dem Flur, vor unserem Büro standen ein halbes Dutzend Personen. Mich graute. So spät und nach der langen Reise noch Beratungen durchführen, das passte mir ja gar nicht. Einer der Personen fragte mich, ob ich Siegfried Bauer bin. Ich bejahte diese Frage. Daraufhin zeigten mir alle Personen ihren Dienstausweis. Es waren Leute von der Kripo. Ich bat sie, mit ins Büro zu kommen. Wir gingen hinein, ich begrüßte meine Freundin und stellte die Personen vor. Ich fragte sie, was sie auf dem Herzen hatten. Sie waren tot ernst.

 Der Anführer der Gruppe sagte, dass von der Staatsanwaltschaft in Schwäbisch Hall ein Haftbefehl gegen mich vorliegt. Ich hätte zwei Tage vorher in Öhringen, bei Schwäbisch Hall einen Geldtransporter überfallen und einen Wachmann erschossen. Mehrere Zeugen hätten mich auf Grund eines Phantombildes erkannt und zweifelsfrei identifiziert. Nun erkannte ich den Ernst der Lage. Das heißt lebenslang Knast. Meine Freundin war total geschockt. Ich überlegte und sagte den Beamten, dass ich gerade aus Spanien komme, wo ich die letzten 16 Tage Urlaub machte. Er fragte mich, ob ich dies beweisen könnte. Die Quittung vom Campingplatz hatte ich im Wohnmobil. Wir gingen hinunter und ich zeigte ihnen die Aufenthaltsbestätigung vom Campingplatz. Sie funkten nun zu ihrer Zentrale und teilten denen das mit. Ein paar Minuten später wurde zurückgefunkt, dass sie mich festhalten sollten, bis Interpol dies überprüft hätte. Wir redeten über dies und das. Die Beamten machten einen lockeren Eindruck. Eine Stunde später kam der Funkspruch von der Zentrale, dass Interpol mein Alibi überprüft hatte und alle Camper, die in der Nähe von uns waren, sowie die Dame an der Rezeption mein Alibi bestätigten. Die Beamten entschuldigten sich sogar für diesen Vorfall und verabschiedeten sich. Ich ging wieder ins Büro zurück. Mir wurde auf einmal ganz schlecht.

 Diese Sache beschäftigte mich mehrere Tage lang und ich recherchierte auch. Das Telefon im Büro und zu Hause wurde schon seit Wochen abgehört. Dass ich den Urlaub verlängert hatte, teilte ich ja meiner Freundin mit, als sie bei ihrer Mutter war. Der Überfall fand am Montag Abend statt. Also hätte dies exakt gepasst, wenn ich den Urlaub nicht verlängert hätte. Unser Schwäbisch Haller Staatsanwalt, ein leidenschaftlicher Zocker, der die Möglichkeit zum Abhören von Telefonaten hatte, konnte auf einmal seine ganzen Spielschulden bezahlen. Dies eilte sehr. Die meisten Spielschulden hatte er bei einem Pizzabäcker in seiner Nachbarschaft, der gerade seinen zweiten Ferrari geliefert bekam und nun bezahlen musste. Und dann sieht mir ein Schwäbisch Haller Polizist sehr ähnlich. Von den Räubern war nur einer unmaskiert. Und der hatte sich den Passanten zur Schau gestellt, damit man ihn beschreiben konnte. Als die Passanten noch am Tatort befragt wurden und denen mein bereits vorliegendes Foto zeigte, bestätigten alle, dass der unmaskierte Täter mit dem Foto identisch sei. Dieser Staatsanwalt mit seinen Helfern in grüner Uniform hatten also mich als Sündenbock für den Überfall und den Mord ausgesucht, für das ich ein Leben lang büßen sollte!

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 Auch für Schwäbisch Hall sind solche Verhältnisse nichts Neues. Der vorangegangene Staatsanwalt, der den ersten Porsche Turbo in dieser Stadt fuhr, wurde von Versicherungsdetektiven überführt, als er wieder mal Schmuck für mehrere hundert tausend DM mit in den Urlaub nahm, dort aber angeblich nie angekommen ist. Na ja, er kann es verschmerzen. Als Strafe für Betrug in Millionenhöhe bekam er 6 Monate Gefängnis, wobei die bereits verbüßten 6 Monate U-Haft angerechnet wurden und er den Gerichtssaal als freier Mann verlassen durfte. In der U-Haft konnte er über sein ergaunertes Vermögen frei verfügen. Als weitere Strafe durfte er nicht mehr auf Staatsanwalt machen, sondern nur noch als Anwalt, der Arme. Solche Fälle erinnern mich an das SEK in Köln, der Spezialeinheit des Landes Hessen, die mehrere Raubüberfälle durchgeführt und sogar Leute erschossen hatten. Dieses Sondereinsatzkommando wurde natürlich sofort aufgelöst und die Beamten suspendiert, welch eine Strafe.

 Oder als das BKA 1995 gegen 30 Dresdner BGS-Beamte wegen des Verdachts des Waffenhandels, Menschenschmuggels und Verrat von Dienstgeheimnissen ermittelte. Die Beamten waren im Nebenberuf als Zuhälter tätig. Aufgeflogen ist die ganze Sache, als ein BGS-Beamter mehrere Kilo Heroin über die Holländische Grenze schmuggeln wollte und dabei erwischt wurde. Als in Chemnitz wieder mal ein Kindermörder gesucht wurde, wandte sich ein Polizeipsychologe über das Fernsehen an die Öffentlichkeit. Er sagte: „Der Täter ist geistig unterbemittelt. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Täter um einen Polizeibeamten oder Feuerwehrmann handelt“. Auf Grund dieser Aussage wurde der Täter, ein Polizist, ein paar Tage später festgenommen.

 Oder als ich mal in Schwäbisch Hall einen Polizisten wegen mehrerer Verfehlungen anzeigte. Seine Kollegen gaben ihm ein Alibi, dass er zu der fraglichen Zeit Dienst gehabt hätte. Er erstattete daraufhin gegen mich Anzeige wegen falscher Anschuldigung. Als Beweis für die Behauptung meiner Anzeige forderte ich das Dienstbuch des Reviers, das nachträglich nicht manipuliert werden kann. Dies verweigerte der e-renwerte Richter. Ich wurde wegen falscher Anschuldigung verurteilt. So macht man das. Und dies alles findet in einem demokratischen Rechtsstaat statt. Dass ich nicht noch mal auf so eine perverse Idee komme, einen Polizisten anzuzeigen, wurde ich von einer Bekannten des Polizisten ein paar Monate später als Exhibitionist beschuldigt und natürlich auch verurteilt. Sehen Sie, so geht das. Wieder was gelernt.

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 Doch nun wieder in den Osten, der ja zum Aufbau einer Verwaltung genug zweit- und drittklassige Beamte aus dem Westen zur Verfügung gestellt bekommen hat. Ausnahmen gibt es aber auch dort.

 Im Winter 1992 auf 1993 wurde mein Pirelli Golf GTI 1 mehrmals aufgebrochen und  ausgeraubt. Ein paar mal hatte man auch versucht, ihn kurzzuschließen. Mit gleich zwei im Innenraum versteckten Schaltern hatte ich aber den Stromkreis unterbrochen. Das Fahrzeug lies sich nicht einfach starten. Alle Straftaten wurden in den Nächten von Sonntag auf Montag verübt. Die Polizei hatte zwar die Anzeigen entgegengenommen, aber nie etwas unternommen. Deshalb hatte ich mich in der nächsten Sonntagnacht mit dem Wohnmobil ein paar Parkplätze weiter platziert und Wache gehalten. Bereits gegen Mitternacht kam ein PKW und parkte ein paar Meter von meinem GTI entfernt. Es stiegen 4 Personen aus, die zielgerichtet auf mein Fahrzeug zugingen. Ich stieg aus dem Wohnmobil aus und ging zu den Personen, die sich durch meine Anwesenheit nicht stören ließen. Ich fragte sie, ob ich was helfen könnte, da ich ja den passenden Schlüssel hätte. Niemand antwortete. Sie drehten sich nur zu mir um. Da schnappte mir den Kräftigsten von denen am Hals, drückte ihn gegen das Auto und schob ihn ein paar Zentimeter höher. Der wehrte sich nicht mal, sondern röchelte nur nach Luft. Die anderen drei rannten in voller Panik davon und versteckten sich hinter den parkenden Autos. Weil er Typ, den ich immer noch am Hals festhielt, verdächtig zappelte, ließ ich ihn wieder herunter, nahm mein Handy und rief die Polizei an. Er machte nicht den geringsten Fluchtversuch. Weil das Polizeirevier ca.3 km entfernt war, dauerte es ca. 30 Minuten, bis die Beamten da waren. Sie holten die anderen 3 Typen zwischen den Autos hervor und nahmen die Personalien auf. Diese Typen hatten nur Jogging-Klamotten an und wären fast erfroren.

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 Ein Jahr später gab es eine Gerichtsverhandlung. Ich sollte diese Leute identifizieren. Das konnte ich beim besten Willen nicht mehr mit 100%iger Sicherheit. Die Personalien, die die Polizisten vor einem Jahr von den vier aufgenommen hatten, fehlten in der Gerichtsakte. Also wurde der Prozess mangels Beweis eingestellt.

 Zwischenzeitlich hatte ich mir ein anderes Fahrzeug gekauft und meinen GTI  an einer stark frequentierten Straße, 50 m hinter einem  Taxistand abgestellt und mit einem Verkaufsplakat an der Frontscheibe versehen. Ein paar Tage später war das Fahrzeug weg. Nein, nicht verkauft, sondern gestohlen. Das Fahrzeug musste abgeschleppt worden sein, da ich ja zwei Zündkreisunterbrechungsschalter eingebaut hatte. Von den Taxifahrern will niemand etwas gesehen haben. So gab ich in der örtlichen Presse eine Anzeige auf, wo ich 2000.- DM Belohnung für Hinweise auf die Täter versprach.  Noch am selben Tag meldete sich ein stadtbekannter Autodieb, der seinen Kollegen verpfiff.

 Ein paar Tage später besuchte ich die Eltern des genannten Autodiebs. Der Täter gab alles sofort zu und verriet auch die Namen seiner drei Kollegen, die beim Abschleppen meines Fahrzeugs auch mithalfen. Zwischenzeitlich wurde das Fahrzeug ausgeschlachtet in einem Wald gefunden. Alle Täter waren damit einverstanden, den Schaden auf einer unserer Baustellen abzuarbeiten und ich verzichte auf eine Anzeige. Der ADAC berichtete damals in seiner Zeitschrift darüber. Dies ging ungefähr zwei Wochen gut. Am darauf folgenden Montag kamen nur zwei zur Arbeit, die anderen zwei fehlten auf der Baustelle. Kurz darauf stellte ich fest, dass in der vergangenen Nacht auf der Baustelle eingebrochen und viel Werkzeug gestohlen wurde. Ich fuhr zum Anführer der Gang, der ganz verschlafen öffnete. Nachts arbeiten ist halt anstrengend. Er wusste sofort was los war und flüchtete blitzschnell das Treppenhaus hinunter. Er versteckte sich ca. 50m entfernt hinter einem Busch. Ich ging zu meinem Fahrzeug, holte den Ersatzkanister aus dem Kofferraum und leerte das Benzin über sein Fahrzeug. Dabei beobachtete er mich. Ich gab ihm 10 Minuten Zeit, das gestohlene Werkzeug herauszugeben, da ich sonst sein Auto abfackeln würde. Er schaffte es in 5 Minuten.

 Mit seinem Auto, das nicht versichert war, fuhr er ohne Führerschein noch am selben Tag zur Polizei und erstattete Anzeige gegen mich wegen Nötigung. Obwohl er mit zwei Haftbefehlen gesucht wurde und der Polizei schon durch viele andere Straftaten bekannt war, konnte er unbehelligt das Polizeirevier verlassen. In den ganzen Jahren war dies die einzige Anzeige gegen mich, die der Staatsanwalt eingestellt hatte. Gleichzeitig ermittelte er gegen mich, weil ich die Namen der Täter, die meinen GTI gestohlen hatten, nicht preisgab. Er drohte mir Beugehaft an und ermittelte noch zusätzlich wegen Umweltverschmutzung gegen mich, weil ich Benzin über das Auto des Autodiebs geleert hatte, damit ich mein gestohlenes Werkzeug zurückbekam. Gegen den Täter hatte er sämtliche Anzeigen mangels öffentlichem Interesse eingestellt.

 Lediglich die zwei Namen der Täter, die mir das Werkzeug gestohlen hatten, gab ich Preis.

 Die anderen zwei arbeiteten fleißig ihren Anteil der Schulden auf der Baustelle ab. Je Stunde rechnete ich 15.- DM an. Nachdem der Schaden abgearbeitet war, stellte ich diese zwei Leute mit 15.- DM ein. Erst Ende 1995, als wir alle Firmen abmeldeten, musste ich diese zwei fleißigen Leute entlassen. Wir sind sogar gute Freunde geworden. Die zwei Autodiebe, die mein Werkzeug gestohlen hatten, fingen nun damit an, mich zu terrorisieren. Juristisch hatten sie ja absolut nichts zu befürchten.

 In der folgenden Nacht zerkratzten sie mir mein neues Auto komplett. Ich nahm dies gelassen, da anderen Investoren viel mehr Schaden zugefügt wurde, ohne dass die Täter belangt wurden. Eine Nacht später hatten diese zwei Autodiebe nochmals mein neues Auto demoliert. Sie rissen die Spiegel ab und hebelten die Stoßstangen heraus. Jetzt betrug der Schaden ca. 4.000.- DM. Ich erstattete Anzeige und gab die zwei Autodiebe als Verdächtige an. Die Freude der Polizisten war nicht zu übersehen, als ich denen die bisher angerichteten Schäden erzählte. Ermittelt wurde natürlich nicht. Ein paar Nächte später wurde mein Zweitwagen, ein Trabant, gestohlen. Wieder erstattete ich Anzeige. Die Polizisten hatten wirklich viel Spaß bei der Aufnahme der Anzeigen. Sie tobten vor Lachen. Na ja, was hätten Sie gemacht, liebe Leser ?

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 Ich beauftragte ein paar Leute, die nun auf der Baustelle und bei den Tätern Wache hielten. Als dann in der Nacht der Anführer der Täter von einer Diebestour wieder nach Hause kam, informierten meine Leute über Handy das Polizeirevier, da er ja mit zwei Haftbefehlen gesucht wurde. Weil kein Ordnungshüter kam, riefen die Leute immer wieder auf dem Polizeirevier an und nervten die Beamten. Endlich kam ein VW-Bus, vollgepackt mit Beamten, die das Haus umstellten und den Täter herausklingelten. Er wurde festgenommen und in die Justizvollzugsanstalt gebracht.

 Es kehrte wieder Ruhe ein. Für ein paar Tage. Eine Woche später wurde der Autodieb entlassen, obwohl die Haftbefehle immer noch vorlagen. Beziehungen sind halt alles, vor allem, wenn der Onkel ein leitender Staatsanwalt ist. Der macht seine eigenen Gesetze und scheißt auf das Grundgesetz. Der Autodieb hatte mich sofort nach der „Entlassung“ aus dem Knast angerufen und mir mitgeteilt, dass sie mich nun „alle“ machen. Auf deutsch heißt das: umbringen, liquidieren. Noch am gleichen Abend, als ich mit meiner Honda von der Baustelle zurück zur Wohnung fuhr, verfolgte mich eine Gruppe von Fahrzeugen, die mir bekannt vorkamen. Ich hielt an einer Kreuzung, an einer roten Ampel an. Ein Fahrzeug fuhr neben mich auf die Abbiegespur, die anderen hielten ca. 100m hinter mir an. Am Steuer des BMW neben mir saß der Autodieb und winkte mir zu. Sein grinsen reichte von der Fahrertüre zur Beifahrertüre. Nun hupte er. Die Fahrzeuge hinter mir beschleunigten mit quietschenden Reifen und fuhren auf mich zu. Nun musste ich grinsen. Hat der Typ neben mir wegen des Vollhelms aber wahrscheinlich nicht gesehen. Ich gab Gas und fuhr auf dem Hinterrad über die Kreuzung, bis ca. 120km/h, dann kam das Vorderrad wieder herunter. Von 0 – 100 km/h benötigte ich mit meiner Fireblade lediglich 40m, auf 200 km/h ca. 400m. Good-bye ihr Scheißer, dachte ich nur. 

 Ich fuhr nicht nach Hause, sondern direkt zum Polizeirevier und erstattete Anzeige wegen der Drohung am Vormittag und wegen dem gerade überlebten Mordversuch. Die Polizisten waren jetzt sichtlich genervt. Einer meinte, dass sie sich nicht nur mit solchen Kindereien beschäftigen können. Zuerst weigerten sie sich sogar, eine Anzeige aufzunehmen. Ich wusste, woran ich war. Straftaten gegen Westbürger hatten die volle Unterstützung dieser Polizeibeamten.  Ein paar Tage später, als ich mit dem PKW in der Innenstadt unterwegs war, hielt wieder ein Fahrzeug dieser Gang neben mir an. Der Beifahrer brüllte heraus, dass sie nun mein Haus wieder zur Baustelle machen wollen. Er lachte wie ein geistesgestörter. Ich stieg aus. Der Fahrer gab Gas und flüchtete bei Rot über die Kreuzung, trotz Gegenverkehr und verschwand.

 Ein paar Tage später fuhr diese Gang in den späten Abendstunden mit mehreren Fahrzeugen ganz langsam an unserem Haus vorbei. Meine Mieter und der Autodieb Mirco, den ich zwischenzeitlich eingestellt hatte feierten im Garten. Wir sahen, wie die Fahrzeuge vor dem Haus hielten. Mirco stand auf und rannte auf die Leute zu. Die stiegen wieder blitzschnell in ihre gestohlenen Fahrzeuge ein und flohen in Panik, vor- und rückwärts. Dabei beschädigten sie das Fahrzeug eines Mieters, das auf dem Gehsteig abgestellt war. Die Feier ließen wir uns durch diesen Zwischenfall nicht verderben. Der Mieter wollte am nächsten Tag Anzeige erstatten.

 Kurz nach Mitternacht kam diese Gang schon wieder vorgefahren und hielt wieder vor dem Haus an. Wir wussten nicht, wie diese Gang bewaffnet ist und hielten es für sicherer, dass die Mieter ins Haus gingen und von dort aus den weiteren Verlauf beobachteten. Mirco und ich gingen Richtung Straße. Die Jungs holten gerade ihre Eisenstangen aus dem Kofferraum. Ich trat mit dem Fuß zweimal gegen das erste Auto. Zwei große Dellen zeigte den Jungs, dass meine Karateausbildung nicht umsonst war. Sie stiegen alle sofort wieder in die Fahrzeuge und flüchteten wieder. Die Party ging weiter, der Grill war noch an. Eine halbe Stunde später stoppte eine ganze Kolonne von Fahrzeugen vor unserem Haus. Vier Fahrzeuge waren grün-weiß lackiert und hatten ein blaues Licht auf dem Dach, die anderen Fahrzeuge, die teilweise gestohlen und nicht versichert waren, gehörten der Gang. Mirco und ich gingen auf die Straße. Ca. 1 Dutzend Polizisten kreisten mich ein. Die anderen durchsuchten das Grundstück nach Waffen.

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 Sie fragten mich, ob ich die Sachbeschädigung, die große Dellen in einem der Fahrzeuge der Gang, begangen hatte. Dies bejahte ich. Mirco konnte dies nicht fassen und ist ausgerastet. Er schlug gleich auf mehrere Typen dieser Gang ein. Dadurch ließen sich die „Polizisten“ ablenken. Ich ging zu Mirco und zog ihn zurück. Auf so etwas warteten die „Polizisten“ ja nur. Nun  zeigte ich den „Polizisten“ die Sachbeschädigung am Fahrzeug des Mieters, die von der Gang ein paar Stunden vorher begangen wurde. Die Schleifspuren waren am Täterfahrzeug auch über die gesamte Seite erkennbar. Das Fahrzeug des Täters war nicht angemeldet. Der Fahrer hatte keinen Führerschein. Doch dies interessierte die „Polizisten“ nicht. Der Anführer der Grünen Gang meinte, dass sie wegen mir da sind und nicht wegen den anderen. Er fragte die Leute von der Gang, wessen Fahrzeug versichert ist und wer einen Führerschein hat. Einer meldete sich. Er sagte ihm, dass er den Schaden an dem Fahrzeug meines Mieters seiner Versicherung melden sollte, die würde das bezahlen. Weil ich die Sachbeschädigung, die Dellen an einem der Täterfahrzeuge, zugegeben hatte, war die Sache für das große Aufgebot von „Polizisten“ vorläufig abgeschlossen. Der Anführer der „grünen Gang“ sagte, dass ich eine Anzeige wegen Sachbeschädigung bekomme. Somit war der Einsatz beendet und die „Grüne“, sowie die andere Gang stiegen in die Fahrzeuge ein und fuhren weg.

 Die Anzeigen, die ich gegen die Gang erstatte, wurden alle wegen mangelndem öffentlichem Interesse eingestellt, die Anzeige gegen mich führte zu einer Gerichtsverhandlung, wo ich zu 2.000.- DM Geldstrafe und zur Wiedergutmachung des Schadens in Höhe von 2.000.- verurteilt wurde. Ich erstatte in meinem jugendlichen Leichtsinn Anzeige gegen den Anführer der „Grünen Gang“ wegen Aufforderung zu einer Straftat, bzw. Beihilfe zu einer Straftat.  Dies konnte niemand leugnen. Es waren zu viele Zeugen dabei, auch meine Mieter und die ganzen Nachbarn, die bestätigen konnten, dass der Anführer der grünen Gang die Jungs zum Versicherungsbetrug angestiftet hatte.. Einen Tag nach meiner Anzeige gegen den Einsatzleiter der Grünen Gang rief mich der Leiter des Polizeireviers an und bat mich darum, die Anzeige zurückzuziehen, da diese Anzeige u.U. schwerwiegende Konsequenzen für diesen Beamten hätte. Ich verneinte. Er rief mich in den Folgetagen noch ein paar mal an, bis ich die Anzeige zurückzog. Anstatt dieses Entgegenkommen zu würdigen, war ich ab jetzt der Rache der „grünen Gang“ ausgeliefert. Auch hier wurde mir gezeigt, was die Jungs in ihren grünen Uniformen bei der STASI alles gelernt hatten und wie man mit dem Staatsfeind Nr.1, den Westbürgern umgeht. Der staatlich organisierte Terror ging jetzt erst richtig los.

 In den folgenden Wochen wurde ich  laufend kontrolliert. War aber immer alles in Ordnung. Beleuchtung, Warndreieck, Verbandskasten, Reifenprofil und Alkoholkontrolle. Wie lange sollte dieses kriminelle Verhalten der „Polizisten“, die die Gangs in jeglicher Weise zu immer neuen Straftaten motivierten, noch anhalten? Die Hälfte meiner Arbeitszeit verwendete ich mit Anzeigen erstatten, Täter ermitteln und Gerichtsverhandlungen besuchen, bei denen ich fast immer verurteilt wurde. Die Täter hatten von der Justiz absolut nichts zu befürchten. Trotzdem ging es mir noch gut, im Verhältnis zu den laufend abgemurksten Asylbewerbern. Ich kam mir schon vor wie ein Jude im Dritten Reich – ein Bürger ohne Rechte. In den nächsten Wochen hatte ich öfter mal Besuch von der Kripo. In den frühen Morgenstunden wurde ich immer wieder aus dem Bett geläutet.  Meine Fahrzeuge und meine Garage wurden jedes mal nach Beweismaterial durchsucht. Der Hintergrund dieser Aktionen war, dass dieser Gang die Fahrzeuge schneller abgefackelt wurden, als sie neue klauen konnten.

 Klar, dass ich verdächtigt wurde..... aber ich hatte auf einmal meine Ruhe und konnte meine Zeit wieder mit arbeiten verbringen. Dass ich verdächtigt wurde, hatte nur Vorteile für mich. Erstens wurde ich aus dem Nachbargebäude ca. ½ Jahr lang vom Staatsschutz observiert und deshalb durfte diese Gang auch keine Anschläge mehr in dieser Zeit durchführen. Und zweitens machten diese Jungs einen großen Bogen um unser Wohnviertel und belästigten mich nicht mehr. Diese Jungs waren nur noch damit beschäftigt, immer neue Autos klauen zu müssen, weil die Autos aus unerklärlichen Gründen immer in Flammen aufgingen. Wenn ich mal den einen oder anderen an einer Tankstelle getroffen hatte, wo sie tagsüber rumlungerten und Alkohol tranken, dann haben die sich in die Hosen gepinkelt.

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 Doch die Mafia, bzw. Justitia denkt da anders. Bei jeder Gerichtsverhandlung war eine immer dicker werdende Akte dabei, aus der alle „Straftaten“ hervor gingen, für die ich verdächtigt wurde, mir aber nicht nachgewiesen werden konnten. Und das, obwohl die “Grünen Gangs“ fast jede Nacht vor meiner Haustüre Wache hielten. Nicht um mich zu beschützen, nein, sondern um mich auf frischer Tat zu erwischen. 

 Die Urteile waren bereits vor Beginn jeder Verhandlung festgelegt. Meine Anwälte schüttelten zwar immer wieder den Kopf und meinten, dass sie so etwas noch nie erlebt hatten, doch der „Rechtsstaat“ zeigte mir, wo es lang geht. Die STASI hat ihre eigenen Gesetze, sogar mit Tolerierung des Staatsministeriums der Justiz. Mit Rechtstaatlichkeit hat dies nichts mehr zu tun. Davon träumen die nicht mal nachts. Auch durch einen „BRD-Pass“, fühlt sich ein Stasi-Offizier noch lange nicht dem Grundgesetz verpflichtet.

 Mindestens ein Jahr lang konnte ich mich wieder auf meine Arbeit konzentrieren. Dann ging das Theater von vorne los. Unsere Gerüstteile, die wir für 50.000.- DM gekauft hatten und auf unserer Zwickauer Baustelle gelagert waren, wurden gestohlen. Für den Kauf der Gerüstteile hatten wir uns entschieden, weil die Mietkosten ab dem 4. Objekt höher gewesen wären, als der Kauf.

 Ich telefonierte eine Woche lang mit Baufirmen, Gerüstverleiher etc., ob Gerüstteile zum Kauf angeboten wurden. Ohne Erfolg. Von einem unserer Handwerker bekam ich dann den Hinweis, dass er Gerüstteile an einem Haus in Hartmannsdorf bei Chemnitz mit meinem Emblem darauf gesehen hatte. Ich fuhr dort hin und fand auch bald ein eingerüstetes Haus, auf  dem mein Emblem drauf war. Mehrere Handwerksbetriebe arbeiteten im Haus. Ich fragte, wer das Gerüst aufgebaut hatte. Sie gaben bereitwillig Auskunft und erzählten mir, dass die Dachdecker damit geprahlt hatten, die Gerüstteile gestohlen zu haben. Mehrere Handwerker unterschrieben mir sogar eine eidesstattliche Erklärung mit dieser Aussage. Ich fuhr anschließend zum Dorf-Polizeirevier und erstattete Anzeige gegen die Dachdecker und legte die eidesstattlichen Erklärungen vor. Der Polizist fuhr mit seinem Fahrzeug auch mit zu diesem Haus und vergewisserte sich davon, dass die Gerüstteile mit meinem Emblem beschriftet waren. Vier Wochen später erhielt ich von der Staatsanwaltschaft ein Schreiben, dass die Ermittlungen eingestellt wurden, weil die Täter nicht ermittelt werden konnten.

 Ich fuhr wieder zum Dorf-Polizeirevier nach Hartmannsdorf und konfrontierte den Beamten mit dem Schreiben der Staatsanwaltschaft. Es interessierte ihn überhaupt nicht. Er argumentierte dahingehend, dass sich die Jungs nur das holen, was Helmut denen versprochen hat. Sein Kollege musste natürlich auch noch seinen Senf dazu geben. Er meinte, dass die Wessis doch genug Geld haben, da kommt es nicht auf ein paar tausend Mark an. Aha, wieder was gelernt. Und so was bekommt vom Steuerzahler auch noch Geld, dachte ich. Für diese Staatsdiener hatte ich nur ein mitleidiges Lächeln übrig und ging wieder, ohne mich zu verabschieden.

 War ja bisher auch nicht anders. Nur dass diese „Polizeibeamte“ ganz offensichtlich ihre staatsfeindliche Gesinnung preisgaben war neu. Die hatten wenigstens den Mut dazu, das zu sagen, was die meisten anderen in grüner Uniform nur dachten. Ich telefonierte mit unserer Dachdeckerfirma in Gera, mit denen wir eigentlich sehr zufrieden waren und unsere Raten auch immer pünktlich bezahlt hatten. Der Geschäftsführer versicherte mir, dass er mit dieser Sache nichts zu tun habe. Ich glaubte ihm. Er gab mir den Rat, mit seinem Vorarbeiter Kontakt aufzunehmen, der vor ein paar Wochen gefeuert wurde und nun eine eigene Dachdeckerfirma gegründet hat. Ich bekam Telefonnummer und Anschrift. Ich telefonierte mit dem Ex-Vorarbeiter. Er druckste herum. Letztendlich versprach er, die Gerüstteile wieder zurückzubringen. Am nächsten Tag rief er uns an und sagte, dass er die Gerüstteile bei Hartmannsdorf, Richtung Chemnitz, an einer Bushaltestelle abgelegt hätte und legte auf.

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 Wir mieteten uns einen LKW und fuhren dort hin. Aber nur die Schuttrohre waren da, auf denen unser Emblem sehr groß drauf war. Die teuren Alu-Gerüstteile fehlten komplett. Ich telefonierte wieder mit ihm. Er verweigerte eine Rückgabe. Daraufhin bot ich ihm 20.000.- DM. Damit war er einverstanden. Wir mieteten wieder einen LKW und fuhren nach Gera. Am vereinbarten Treffpunkt war niemand. Wir fuhren zu seinem Elternhaus und ich gab mich als ehemaligen Arbeitskollegen von seinem Sohn aus. Daraufhin erzählte mir der Vater, dass sein Sohn am nahe gelegenen See Zelten wäre. Ich telefonierte mit dem Polizeirevier in Gera. Die schickten eine Streife mit zwei Beamten zu uns. Denen zeigte ich die Anzeige wegen des Gerüstdiebstahls. Gemeinsam fuhren wir zum nahe gelegenen See und trafen auch den Ex-Vorarbeiter an. An die Herausgabe der Gerüstteile dachte er nicht mehr. Er sagte, dass ihm jemand anderes ein besseres Angebot gemacht hätte. Pech für uns. In Anwesenheit der Beamten bedrohte er jetzt meine Freundin. Er sagte, wenn ich nicht aufhören würde herumzuschnüffeln, hätte er ja meine Freundin, die dann dran glauben müsste. Ohne auf diese Drohung zu reagieren und ohne die Personalien von den Leuten aufzunehmen, wurden wir wieder zu unserem LKW chauffiert. Für die Beamten war der Fall damit erledigt.

 Wir fuhren mit dem leeren LKW wieder zurück nach Chemnitz und mieteten uns die Gerüstteile, die wir so dringend für das nächste Objekt benötigten. Ich konnte diesem Ex-Vorarbeiter nicht mal böse sein. Wenn alle Straftaten gegen West-Bürger nicht geahndet werden und er für alle Straftaten die volle Unterstützung der Polizeibeamten hat, wäre er ja blöd, wenn er sich seine Gerüstteile kaufen würde. In der darauf folgenden Nacht fuhr ich mit dem PKW zur Wohnung seiner Freundin und vergewisserte mich in der angrenzenden Scheune davon, dass die Gerüstteile nicht dort waren. Der Ex-Vorarbeiter bemerkte mich und kam aus dem Wohnhaus. Er war weder aggressiv noch frech. Er sagte nur, dass er schon so viel Aufträge ausgeführt hätte und noch von keinem Bauherren Geld bekommen hat. So wäre er in große finanzielle Schwierigkeiten geraten. Na ja, was sollte ich da machen. Ein netter, arbeitsamer Mensch, der auch nur seine Chance nutzen wollte und für Straftaten gegen Westbürger die voller Unterstützung der Justiz hatte. 

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 Ein paar Tage später ereignete sich ein Vorfall, der charakteristisch für diese Zeit war. Im Supermarkt hatte ich eingekauft, stand an der Kasse und gab der Verkäuferin 50.- DM, um die Summe von 30,11.- DM zu bezahlen und sagte: „Moment noch, ich habe die 11 Pfennige klein“. Hinter mir standen 5-6 Personen. Der letzte kommentierte diesen Vorgang mit: „Scheiß Wessi“. Ich schaute ihn kurz an, dann die anderen Leute. Das Gesicht des Mannes, der dies gesagt hatte, war hasserfüllt. Die anderen hatten einen so frohen Gesichtsausdruck und deren Augen funkelten wie die Sterne in einer Sommernacht. Ich gab der Verkäuferin die 11 Pfennige, nahm den 20.- DM Schein, steckte die Geldbörse ein und sagte: „Hättest du was gscheites glernt, wärst du auch Wessi geworden“. Dabei grinste ich ihn über alle 4 Backen an. Niemand kommentierte dies. Doch die Minen der Leute wandelten sich. Kein Leuchten mehr in den Augen, sondern nur noch purer Hass.

 Diesen Vorfall habe ich deshalb geschildert, weil er typisch für die Jahre nach 1993 war. Wenn es um West-Bürger und andere Ausländer ging, waren sich auf einmal alle einig. Dieser Hass wurde am Anfang nur verbal ausgetragen. In den Folgejahren wurden die Bürger aber immer öfter handgreiflich.

 Asylanten  wurden in Chemnitz auf offener Straße nicht nur zusammengeschlagen, sondern immer öfter auch getötet. Die Presse hielt sich aber sehr mit Veröffentlichungen zurück. Wahrscheinlich wurden diese Informationen auch gar nicht an die Presse weitergeleitet. Die Schauergeschichten, die ich durch das Abhören des Polizeifunks erfuhr, glaubt mir eh niemand. Ich verglich dies damals mit der Nazi-Zeit und wurde an eine Reportage erinnert,  als SA-Soldaten auf offener Straße eine jüdische Mutter festhielten, das Kind entrissen und mit dem Gewehrkolben totschlugen. Die damals herumstehenden Deutschen klatschen noch dazu. Heute sind es keine Juden, sondern Ausländer und West-Bürger. Und die Justiz schaut zu, bzw. weg, damit die Leute nicht über die Ursachen der Probleme nachdenken, sondern ein Ablassventil haben.

 Am 06.10.2005 habe ich in der Mitteldeutschen Zeitung (mz-web.de) einen Artikel gelesen und ausdrucken lassen, wo in Oschersleben ein 15-jähriges ausländisches Mädchen mitten in der Stadt drei Stunden lang von drei jungen Leuten brutal gequält wurde, bis endlich mal ein Passant ihr zu Hilfe eilte und sie entkommen konnte. 1998 meldete sich mein Sohn für den Kosovo-Einsatz der Bundeswehr. Er war ausgebildeter Pfleger. Wir telefonierten fast jede Woche. Er erzählte mir die Gräueltaten aus dem Kosovo, ich ihm die aus Chemnitz, wobei diese in nichts nachstanden.

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 In Chemnitz wurde ganz offiziell Jagd auf Ausländer gemacht. Die Asylanten trauten sich nicht mehr auf die Straße. Eines Tages las ich einen Artikel in der Freien Presse, dass sich die Leiterin des Asylantenheimes mit ein paar Asylanten in die Innenstadt gewagt hatte. Sie bestätigte, dass sie laufend verbal beschimpft  wurden, bzw. die Bürger handgreiflich wurden. Die Freie Presse lese ich auch heute täglich.

 Oder als sich ein Schwarzafrikaner tagsüber in die Innenstadt wagte, der vom Chemnitzer Fußball – Club teuer eingekauft wurde. Ohne Vorwarnung wurde er von einer Horde Jugendlicher an der Zentralhaltestelle mit einem Messer attackiert und verletzt. Er flüchtete durch die ganze Innenstadt zum Polizeirevier. Keinen einzigen Passanten hatte dies gestört, hatten weder geholfen, noch über das Handy die Polizei angerufen. Auch hier waren sich wieder alle einig. Diese schwarze Brut hat dort nichts zu suchen. Dies sind die Auswirkungen einer Entwicklung, für die ich die DDR-Bürger nicht verantwortlich mache. Hunderttausenden wurde die Existenzgrundlage genommen. Die meisten denken nicht mehr an Konsum, an ein großes Auto oder so, nein, für die meisten geht es um das nackte Überleben. Dem Rest geht es super gut. Geklaute Ware kann man ja ohne Risiko bei EBay verkaufen. Für diese Gruppe spielt Geld keine Rolle mehr und wird mit vollen Händen ausgegeben.

 In Sachsen ist jeder zweite Arbeitslose Hartz IV Empfänger. Deshalb wird in der Regel auch keine Miete mehr bezahlt. Die dafür vorgesehenen staatlichen Leistungen fließen in den Konsum. Über eine Milliarde Euro Mietrückstände belegen diese Aussage. Die Hartz VI Empfänger haben deshalb nicht nur die 331.- € zur Verfügung, sondern auch noch die Leistungen für die Miete in Höhe von 237.- €, insgesamt also 568.- € zum Leben. Im Westen muss ein Hartz VI Empfänger mit 345.- € auskommen.

 Auch hat niemand ein schlechtes Gewissen dabei, wenn er Hartz  IV bekommt, keine Miete bezahlt und nebenher noch „pfuschen“ geht, wie Schwarzarbeit in Sachsen genannt wird. Die meisten haben mitbekommen, wie ihre Firmen von „Investoren“ zu einem Spottpreis aufgekauft und mit zig Millionen Fördermitteln beglückt wurden, um ein paar Monate später Insolvenz anzumelden. Dass fast nie eine Mark Fördermittel in die Firmen floss, sondern immer nur auf Privatkonten, stört die Staatsanwälte nicht.

 Es kann deshalb niemand behaupten, dass 100 Milliarden jedes Jahr in den Aufbau-OST fließen. Ein Großteil dieser Gelder landet auf Privatkonten von „cleveren“ Anwälten, bzw. derer Klienten und auf Schwarzgeld-Konten der Parteien. Wie soll man sich sonst erklären, dass die Oberstaatsanwälte ruhig gestellt werden, obwohl Subventionsbetrug in gigantischem Ausmaß an der Tagesordnung ist. Ein Bundestagsabgeordneter meinte mal, dass es über ein Jahrzehnt dauern würde, um die Verbrechen der Beamten in den Neuen Ländern aufzuarbeiten. Doch bei dieser Feststellung ist es geblieben.

 Unser Chemnitzer Stadtkämmerer z.B. hat 21 Millionen € Fördermittel mit gefälschten Unterlagen auf sein privates Konto abgezweigt, um es in Liechtenstein unendlich zu vermehren. Doch daraus wurde ein Totalverlust, auf Kosten der ehrlichen Steuerzahler. Die Chemnitzer Staatsanwaltschaft hatte nach 2 Tagen die Ermittlungen eingestellt. Es hätte alles seine Richtigkeit !!

 Oder als er die größte Chemnitzer Baufirma, die für ihre Geschäftspolitik einen Preis erhielt, in den Konkurs trieb, weil er Aufträge für mehrere Millionen Euro vergab, ohne jemals einen einzigen Cent zu bezahlen. Im Haushalt wurden diese Ausgaben erst gar nicht berücksichtigt, da man nie die Absicht hatte, die Schulden zu bezahlen. Wahrscheinlich haben die auch kein Schutzgeld/Schmiergeld bezahlt.

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 Oder als ein Bürgermeister bei Zschopau 5 Millionen DM veruntreute. Zusätzlich zahlte die Gemeinde über Jahre hinweg die Zinsen für einen 6-Geschosser Plattenbau und er kassierte die Mieteinnahmen. Mit gefälschten Bautenstandsbestätigungen wurde der Gesamtkredit in Höhe von 7,5 Mio. DM abgerufen, aber lediglich 2,5 Mio. DM investiert. Alles legal. Als ich in der Freien Presse den Artikel las, dass die Ermittlungen eingestellt wurden, weil der Fall nicht aufgeklärt werden konnte, informierte ich die Staatsanwaltschaft Chemnitz und den Landrat in Marienberg davon, dass ich alle Unterlagen zur Aufklärung des Falles in meinem Schreibtisch habe, da ich die Finanzierung abgewickelt hatte. Ich bekam nicht mal eine Antwort. Erst später erfuhr ich, weshalb kein Interesse an einer Aufklärung bestand. Die Bauarbeiten wurden von der Firma ausgeführt, die der Frau des Landrats gehörte. Diese stellten auch die gefälschten Bautenstandsbestätigungen für die Auszahlung der Darlehen aus.

 Als die Rechtsaufsichtsbehörde wieder mal einen Fall von Betrug aufdeckte, da mehrere Mitarbeiter der Wohngeldstelle in Chemnitz fiktive Anträge bearbeiteten und das Wohngeld auf das eigene Konto auszahlten, wurde auch dieser Fall eingestellt. Diese Staatsdiener hatten nichts zu befürchten.

 Von Versicherungsdetektiven wurde eine Bande im Vogtland überführt, die mit fingierten Unfällen über mehrere Jahre hinweg einen Schaden von 100 Millionen Euro angerichtet hatte. Und da soll mir mal jemand erzählen, dass Versicherungsbetrug in diesem Ausmaß nicht ohne die Unterstützung der Justiz möglich ist.

 Ein Kilometer Bundesautobahn kostet in den neuen Bundesländern doppelt so viel wie im Westen. Begründet wird dies mit erhöhten Lärmschutzmaßnahmen. Und zusätzlich werden noch Arbeitsplätze vernichtet, da die wenigsten SUB-Unternehmer Geld erhalten, weil das Geld schon längst auf Privatkonten versickert ist.. Die Arbeiter erhalten Konkursausfallsgeld vom Arbeitsamt. Hier geht es auch um Milliarden. Klar, dass dies eine geniale Möglichkeit ist, Geld auf Schwarzgeldkonten der Parteien verschwinden zu lassen.

 Wie schon Herr Blüm sagte: Meine Rente ist sicher....

 Als 1991 eifrige und korrekte Staatsanwälte die ersten Treuhand-Betrugsfälle bearbeiten wollten, wurden sie alle vom Staatsministerium zurückgepfiffen. Also doch kein Einzelfall, sondern staatlich organisiert? Und da kommt ein kleiner Bauer, der es wagt, über solche Korruptionsfälle das Bundeskriminalamt zu informieren. Ich musste es bitter büßen, obwohl dem BKA bereits alles bekannt war und solche „kleine“ Fälle wegen Personalmangel nicht bearbeitet wurden. Zwischenzeitlich hat man noch weitere Einnahmequellen, zu Lasten des Pöbels entdeckt.

 Politiker stehen bei Strom- und Wasserversorgern, also i.d.R. öffentlichen Trägern, auf der Gehaltsliste, obwohl sie für die Firmen noch nie tätig waren, zumindest nicht so, wie es sich der ehrliche Steuerzahler vorstellt. Die Verbraucherverbände laufen sich die Hacken ab, dass diese Firmen die Bilanzen offen legen sollen. Andere zapfen die OST-Milliarden damit an, dass sie sehr hoch dotierte Beraterverträge mit Freunden und Bekannten abschließen. Eine Gegenleistung wird nicht erbracht. Die Rechtsaufsichtsbehörde hat es in solchen Fällen nicht leicht, Betrug nachzuweisen. Auch eine geniale und risikofreie Möglichkeit, sich auf Kosten der West-Bürger zu bereichern.

 Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Als mal wieder zufällig so ein Schwarzgeld-Konto Skandal an die Öffentlichkeit gelangte, hatte damals die Regierung rückwirkend das Gesetz geändert, damit Lambsdorff strafrechtlich nicht belangt werden konnte. Also doch nicht alle gleich vor dem Gesetz ? Also doch staatlich organisierte Korruption und Betrug ? Und Helmut hatte ja erfolgreich verhindert, dass seine Stasi-Akten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Und dafür musste nicht mal rückwirkend ein Gesetzt geändert werden. Alle Achtung. Warum werden von einer kleinen Bevölkerungsgruppe solch gigantische finanzielle Reserven auf Kosten der ehrlichen Bürger angelegt ? Ganz legal, versteht sich.

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 Eine logische Antwort wäre, dass sich die Bezieher von Beamtenpensionen in den nächsten 15 Jahren verdoppeln werden. Wenn schon die heutigen Pensionen und Renten bereits mit 80 Milliarden € bezuschusst werden, sorry, durch Umschichtung im Haushalt wird dies anders dargestellt, und die Lücke gigantische Ausmaße annimmt, dann muss man halt „vorsorgen“.. Ein Teil der 100 Milliarden Aufbau-OST kommen da gerade recht. Von niemand durchschaubar, kann man unbegrenzt abzweigen. Wird ja staatlich verwaltet. Und die Subventionsbetrüger, die hunderttausend Familien ruiniert haben, genießen Straffreiheit, vorausgesetzt, und dies ist meine Theorie, dass ein Teil dieser Betrugs-Gelder auf den Schwarzgeld-Konten der großen Parteien landen.

 Politiker sind also nicht dumm, ganz im Gegenteil. Sie wissen genau, wann der Luftballon platzt, der jetzt schon 1 m Durchmesser hat. Man muss nur rechtzeitig „vorsorgen“. Dann kann man sich auch noch Kaviar leisten, wenn das Volk schon längst am Hungertuch nagt. Für eine immer größere Bevölkerungsgruppe reichen doch 345.- € im Monat, oder nicht?  Die staatlich verordnete Freizeit kann man ja mit fernsehen, oder Video-Spielen verbringen. Dieses Prinzip machten sich bereits die Römer zunutze.

 Nur so wäre auch zu erklären, dass dieser gigantische Subventionsbetrug in Ost-Deutschland, bis auf wenige Ausnahmen, strafrechtlich nicht verfolgt wird. Mir wurde nur ein Fall bekannt, der an die Öffentlichkeit kam. Als Helmut die ostdeutschen Autobahnraststätten an eine französische Firma verscherbelte, weil diese mehrere Millionen Schmiergelder auf schwarze Konten der CDU einzahlte. Doch zwischenzeitlich sind es weitere Fälle, die an die Öffentlichkeit gelangen. Was soll man davon halten, wenn ein Waffenhändler für ein Panzergeschäft mit Saudi-Arabien 220 Millionen € Provision bekommt, obwohl diese Geschäfte direkt abgewickelt werden können ?

 Die Aufdeckung dieser gigantischen Straftaten zu Lasten der ehrlichen Steuerzahler haben wir den Reportern verschiedener Zeitungen zu verdanken, nicht den Staatsanwälten, die ruhig gestellt werden und wahrscheinlich deshalb Narrenfreiheit genießen.

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Doch nun wieder zurück nach Chemnitz.

 Bis zum Jahre 2000, als ich noch regelmäßig den Polizeifunk abhören konnte, weil er noch nicht digitalisiert war, wurde in Chemnitz jede Woche ein Ausländer abgemurkst. In der Presse wurde und wird nur ganz, ganz selten darüber berichtet. Solche Informationen hält man von der Presse fern, damit die Bürger im Westen davon nichts mitbekommen. Würden die Bürger in Westdeutschland mitbekommen, was da im Osten los ist, wie die Leute dort ihren Frust ablassen, dann wäre bestimmt niemand mehr dazu bereit, noch 1 Cent Soli-Zuschlag zu leisten. Also wird alles unter den Teppich gekehrt, bis der große Knall da ist. Nur solche Fälle werden bekannt, wie z.B. in Sebnitz, wo sich die geschädigten Personen direkt an die Presse oder das Fernsehen wenden.

 Dazu wieder ein Fall aus der Praxis. Ich musste mich mal wieder vor Gericht wegen Körperverletzung verantworten. Der Anzeigeerstatter schilderte den Vorfall, ohne zu lügen. Er sagte, dass er mich heimtückisch auflauerte, als ich mit dem Fahrrad an ihm vorbeifuhr und dann eine Leine, an der ein großes Stück Metall befestigt war, auf meinen Kopf schleuderte. Er erzählte weiter, dass ich vom Fahrrad abstieg und auf ihn zuging. Er holte wieder aus, um mir den nächsten Schlag zu versetzten und  mich endlich abmurksen wollte. Doch bevor er nochmals das Metallteil auf meinen Kopf schleudern konnte, trat ich ihm mit dem Fuß in den Bauch. Mit einer großen Platzwunde am Kopf bin ich davon gekommen. Vor Gericht schilderte er diesen Sachverhalt sichtlich vergnügt. Die Richterin lies sich sogar von dem Lachen des Anzeigeerstatters anstecken. Mein Anwalt erreichte Freispruch wegen Notwehr.

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 Ich mache dieser Person, die mich heimtückisch auflauerte und abmurksen wollte, nicht den geringsten Vorwurf. Allerdings der Richterin. Der Angreifer wurde weder gerügt, noch strafrechtlich für den Mordversuch belangt. Und durch das Verhalten der Richterin wurde der Angreifer ja geradezu zum nächsten Mordversuch animiert. Vielleicht war dies auch Sinn und Zweck der Sache, da ich der korrupten Chemnitzer Justiz schon lange unangenehm wurde. Deshalb brachte ich meine Meinung schriftlich gegenüber dem Gericht zum Ausdruck, dass die Richterin für mich menschlicher Abschaum ist und begründete dies ausführlich. Na ja, für diese korrekte Meinung erhielt ich zwei Monate Bewährung. Und dies nur, weil ich mich schriftlich entschuldigt hatte. War ein Schachzug, da ich kurz vorher einen Schlaganfall erlitten hatte und die korrupten Chemnitzer Staatsanwälte mich sogar für drei Jahre im Gefängnis sehen wollten. In diesem Zustand hätte ich dies mit Sicherheit nicht überlebt.

 Aber ich habe die 13 Jahre DDR überlebt. Andere hatten weniger Glück.

 In einer Dessauer Polizeizelle wurde der Asylbewerber Oury Jalloh, den man an gestreckten Armen und Beinen auf einer nicht entflammbaren Matratze, in einer gefliesten Zelle, gefesselt hatte, wahrscheinlich von Polizisten bis zur Unkenntlichkeit abgefackelt. Bei der Obduktion wurden massive Schädelverletzungen festgestellt. Eine Polizistin, die sich ehrlich zum Sachverhalt äußerte, hatte kein schönes Leben mehr unter ihren Kollegen. Sie wurde nur noch gemobbt. So entschloss sie sich dazu, ihre Aussage zu widerrufen und sich der ihrer Kollegen anzuschließen, dass sich der Asylbewerber selbst abgefackelt hätte. 

 Der WDR veröffentlichte am 04.01.2006 um 22.45Uhr eine Reportage darüber. Der Titel der Sendung hieß: Tod in der Zelle, warum starb Oury Jalloh. Bei einer vorangegangenen Untersuchung sei ein Feuerzeug übersehen worden, mit dem der gefesselte Asylant seine nicht entflammbare Matratze entzündet hätte. Märchenstunde für alle, die über den Ausländerhass in der DDR nichts wissen.

 Dies war ein willkommener Anlass für den Staatsanwalt, gegen die Polizistin wegen Falschaussage zu ermitteln, damit alles seine Ordnung hat. Was nicht sein darf, kann nicht sein. Wenn Polizisten ihren Gefühlen freien Lauf lassen, also Morde begehen, Banken ausrauben usw., und dafür kein Sündenbock zur Verfügung steht, ist das noch lange keine Straftat für den Staatsanwalt. Das „e-renwerte“ Gericht hat bisher einen Prozess abgelehnt.

 Oder als im Sebnitzer Freibad ein kleines Ausländerkind von einer Horde Glatzen ertränkt werden sollte. Der kleine Joseph, der nicht schwimmen konnte, hatte solche panische Angst, dass er an Herzversagen starb. Niemand hat geholfen, niemand hat gegen die Glatzen ausgesagt. Also war es ein Unfall, stellte die Staatsanwaltschaft fest. Der Hass macht sogar vor Kindern nicht halt. Die irakische Apothekerfamilie wurde dann aus Sebnitz hinausgeekelt.

 Nicht ohne Grund zögern ausländische Investoren mit neuen Investitionen. Das Klima ist zu ausländerfeindlich. Ausnahmen gibt es nur dort, wo Investoren wie AMD über 500 Millionen Euro bekommen, um 200 Arbeitsplätze zu schaffen.

 Nicht umsonst warnen internationale Reiseführer vor einem Besuch in Ostdeutschland. Im Oktober 2000 berichtete die Freie Presse darüber.

 Ich bin der Meinung, dass dieses Klima bewusst toleriert wird. Der Pöbel soll sein Ablassventil haben und nicht über die Ursachen nachdenken. Man braucht deshalb die Ausländer, die sich zusammenschlagen oder abmurksen lassen (müssen). Und jeder der sich wehrt, sitzt ruck zuck im Knast wegen Körperverletzung. Im Chemnitzer Knast gab es einige ausländische Leidensgenossen, die das selbe Schicksal hatten wie ich. Ein Drittel der Patienten im Chemnitzer Krankenhaus sind Ausländer, die Attacken überlebt haben.

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 Meine Schreiben Anfang 2004 an Herrn Innenminister Schily, in denen ich um Amnestie bat, weil auch ich zu fünf Monate Gefängnis wegen Körperverletzung verurteilt wurde, sind an das zuständige  Sächsische Staatsministerium der Justiz (SMJ) weitergeleitet worden. Das SMJ wollte aber keine Entscheidung ohne die Stellungnahme der Chemnitzer Staatsanwaltschaft fällen. Diese lies monatelang auf sich warten und war dann natürlich negativ. Bei einer positiven Entscheidung hätte man ja den Sumpf der Korruption öffentlich machen müssen. So geht das nicht. Die Öffentlichkeit darf davon nichts erfahren. Man geht lieber über Leichen. Ein Toter mehr oder weniger spielt da kein Rolle. Und wenn es nicht anders geht, wird halt nachgeholfen. Mit rechtstaatlichen Mitteln, ganz legal.... es glaubt eh niemand, was da passiert.

 Verständlich, dass man Fischer wie einen kleinen Schuljungen wieder nach Hause geschickt hatte, als er die dauernde Mitgliedschaft im Weltsicherheitsrat forderte. Auch die großzügigen Finanzspenden an korrupte afrikanische Staatsoberhäupter konnten nicht dazu beitragen, Fischers Antrag durchzusetzen. Und dies, obwohl er sich unter Gleichgesinnten befand. Allein mit diesen Schmiergeldern hätte man das Arbeitslosengeld problemlos erhöhen können.

 Filz, der Stoff, der die Demokratie verhöhnt, in Russland an der Tagesordnung, ist schon seit Jahren auch in Deutschland gesellschaftsfähig geworden. Der Wohlstand, den die Nachkriegsgeneration mit viel Schweiß aufgebaut hatte und Deutschland auf dem ganzen Globus Achtung verschaffte, wird seit ein paar Jahren wieder zunichte gemacht. Ich erkenne einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Korruption und der Anzahl der Insolvenzen und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit.

 Russland ist ein Paradebeispiel dafür. Das reichste Land der Welt, mit gigantischen Bodenschätzen und landwirtschaftlichen Nutzflächen, in der Hand ganz weniger „Auserwählter“, in dem der Pöbel im Winter erfriert, weil die Heizung und der Strom abgestellt wird, oder verhungert. Und so lange das Volk genug Wodka hat, wird schon alles gut gehen.. Chodorkowskis Anwälte appellierten an den Westen, dem Schauprozess ein Ende zu bereiten. Er hatte die Opposition finanziell unterstützt, was als Steuerhinterziehung und Betrug ausgelegt wurde. Wie so etwas läuft, habe ich selbst mitgemacht. Da werden Gerichtsakten gefälscht und Entlastungsmaterial verschwinden lassen. In Germany, nicht in Russland. Der Volksmund sagt da, eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Was also in Russland funktioniert, ist auch für Deutschland gut. Ein Weg zur Völkerverständigung.

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 Nachdem wir Ende 1995 alle Firmen aufgelöst hatten, suchte ich ein geeignetes Land um auszuwandern, so wie es bereits viele hundert tausend Gutverdiener in den letzten Jahren praktizierten. Von Deutschland hatte ich endgültig die Schnauze voll. Spanien hatte es mir angetan. Zum damaligen Zeitpunkt verlagerten zig tausend Deutsche aus nachvollziehbaren Gründen ihren Erst- oder Zweiwohnsitz nach Spanien und kurbelten dort mit ihren Renten und Ersparnissen die Wirtschaft an. Kaufkraft, die in Deutschland fehlt. Mit Gebraucht-Immobilien, die ich kaufen und sanieren wollte, müsste man doch Geschäfte machen können, dachte ich. Eine Marktanalyse bestätigte meine Ideen.

 Doch im Jahre 2004, als ich die Idee umsetzen wollte, war die Stimmung schon wieder ganz anders. Zu Tausenden verließen die Deutschen die Costa-Blanca. An jedem zweiten Haus hingen Verkaufsschilder „Se Vende“. Allerdings hatte ich niemand getroffen, der die Absicht hatte, wieder nach Deutschland zurückzukehren, höchstens zu Weihnachten und Ostern. Als Ziel nannten alle Portugal, Österreich und die Schweiz. Die Marktlage war mir zu unsicher geworden.

 1997 verschaffte ich mir ein halbes Jahr lang einen Eindruck von den USA und Kanada. Nach den Weltkriegen sind die Deutschen vorwiegend in die USA und nach Kanada ausgewandert. Also wollte ich mir dies mal genauer anschauen und verschiffte mein Wohnmobil in die USA. Zwei Wochen später flog ich hinterher und holte das Fahrzeug am Port in Jacksonville, Florida, ab. Das Motorrad war noch auf dem Heckträger, aber im Fahrzeug war alles leergeräumt, sogar das Toilettenpapier wurde gestohlen. Auf der Zollbehörde traf ich mehrere Wohnmobiltouristen, die hatten alle die gleichen Probleme. Nach meiner Rückkehr erstatte ich Anzeige. Ermittelt wurde nicht, weil dies laufend passieren würde, argumentierte der zuständige Beamte in Bremerhaven..

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 Wenn über den großen Teich auswandern, dann kämen nur die Gegenden um Vancouver in British Kolumbien, oder San Franzisco in Kalifornien in Betracht. Vorerst hatte ich aber dieses Auswanderungsziel auf Eis gelegt, außer es wären einige aus meinem Bekanntenkreis mitgegangen. Also doch in Europa bleiben. Auch in Österreich hatte ich schon mehrmals Urlaub gemacht und dieses Land hatte von Anfang an einen positiven Eindruck hinterlassen. Den Winter 2003 auf 2004 hatte ich in Spanien, bei Alicante, an der Costa Blanca verbracht. Das Klima faszinierte mich. Entsprechend den Ärzte-Zeitschriften soll die Ecke um Alicante das beste Klima in ganz Europa haben. Ich kann dies nur bestätigen. Aber ich wollte auch beruflich weitermachen. Spanien hatte ich bereits abgehakt. Auch für meine Internetfirma fand ich kein deutschsprachiges Personal.

 Am 21.März 2004 fuhr ich mit kurzen Unterbrechungen entlang  der Mittelmeer-Küste über Mailand an den Gardasee und weiter nach Österreich, nach Linz. In Linz bekam ich auch gleich eine schöne Wohnung, direkt an der Donau und verbrachte dort vier Monate. Nach den Erfahrungen in Ostdeutschland kam es mir vor, als wäre ich im Paradies. Nur nette Leute, Jugendliche grüßten, keine verbalen Beschimpfungen und keine Schlägereien. Keine Schmierereien an den Hauswänden, kein Dreck auf den Straßen. Auch im Straßenverkehr hielten sich die Leute an die Regeln. Ich hatte mich auf Anhieb Wohl gefühlt und wollte mich für immer dort niederlassen. Ein internationaler Haftbefehl aus Chemnitz und ein schwerer Schlaganfall durchkreuzten meine Pläne. Doch nun erst mal zurück ins Jahr 1996 nach Chemnitz.

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 Die Sanierung des Chemnitzer 10-Familen Wohnhauses war abgeschlossen, sowie ein zweigeschossiger Neubau auf dem selben Grundstück, direkt am Fluss Chemnitz gelegen. Alle Wohnungen waren auf Anhieb vermietet worden, ein paar Wohnungen hatte ich an Selbstnutzer verkauft, die auch dort eingezogen sind. Eine Wohnung bezog ich selbst. In der Nachbarschaft wurde ein Jugendzentrum eingerichtet, das abwechselnd von den Chaoten der Linken und Rechten Szene genutzt wurde. Mit entsprechenden Auswirkungen auf das Wohnumfeld. Häuser wurden beschmiert, Fensterscheiben eingeworfen. Nach jeder Party sah es aus, als wäre ein Bombenangriff erfolgt.

 Die Straße an der Vorderseite unseres Grundstücks wurde von Grund auf saniert und die Bushaltestelle direkt an unser Grundstück verlegt. Noch während der Bauarbeiten nahm ich mit den Behörden und der CVAG wegen der Verlegung der Haltestelle an unser Grundstück Kontakt auf. Es wurden mehrere Ortsbesichtigungen durchgeführt, ohne eine Änderung zu erwirken. Wir hatten weit und breit das schönste Haus und davon sollten die Fahrgäste auch partizipieren. Und wie die Fahrgäste, die Chaoten aus dem Jugendzentrum davon partizipierten, erlebten wir jetzt 2 – 3 mal in der Woche. Von der schönen Zysternenhecke an der Haltestelle war bald nichts mehr übrig. Bierflaschen flogen gegen die Fensterscheiben. Die Mieter schliefen aus Angst oft auf der rückwärtigen Seite des Hauses. Das Haus wurde beschmiert, und ein Holzzaun zerstört. Den hinteren Teil der noch vorhandenen Zysternenhecke nutzten die Fahrgäste, um zu urinieren und ihren  Kot dort abzusetzen.

 Die 1990 erworbene Freiheit verstanden die Jungs falsch. Rücksicht und Verantwortung war ein Fremdwort. Jeder Hund ist besser erzogen, als diese Vandalen. Mit vernünftigem Reden und Bitten, diese  Sachbeschädigungen zu unterlassen, erreichte ich überhaupt nichts. Das Vokabular dieser Leute war sehr eingeschränkt. Artikuliert wurde grundsätzlich mit „Scheiß Wessi, mach dass du hier verschwindest, oder wir polieren dir die Schnauze“. Dies waren noch die harmlosen Sprüche. Anzeigen gegen die Vandalen wegen Sachbeschädigung wurden grundsätzlich wegen mangelndem öffentlichem Interesse eingestellt. Dieser Zustand dauerte mehrere Jahre an. Ich wurde von der Justiz dazu gezwungen, zuzuschauen, wie diese Vandalen unser Haus und Grundstück mehr und mehr verwüsteten. Jahrelang hatte ich hart gearbeitet und mein ganzes Geld in diese Immobilie investiert. So kam es wie es kommen musste.

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 Wenn ich abends mit meinem kleinen Schäferhund, den ich von einer Nachbarin geschenkt bekommen hatte, um ihn vor dem Tierheim zu bewahren, die Straße entlang ging, kam es regelmäßig zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Auf verbale Attacken reagierte ich schon lange nicht mehr. Die Chaoten legten mir dieses Verhalten aber als Schwäche aus. Auch wenn der eine oder andere versuchte, mich an meiner Jacke zu fassen, ging ich unbeirrt weiter. Dieses defensive Verhalten provozierte diese Chaoten aber noch mehr und in der Gruppe von meistens 5 – 10 Personen war jeder doppelt so stark. Doch so bald der erste nach mir schlug, gab es immer ordentlich Haue. Einige rannten sogar trotz stark frequentierter Straße auf die andere Straßenseite, um zu flüchten. Die meisten Bremsspuren auf der Strasse vor dem Jugendzentrum sind wahrscheinlich auf diese Auseinandersetzungen zurückzuführen.

 So ging dies ein paar Monate lang. Die Nachbarn trauten sich schon lange nicht mehr auf die Straße, wenn im Jugendzentrum was los war. Und wenn mal einer bei der Polizei angerufen hatte, weil wieder Fensterscheiben eingeworfen wurden,  hätte er sich den Anruf sparen können. Es kam niemand. Das erste mal wurde ich ernsthaft verletzt, als ich so gegen Mitternacht zur ca. 1 km entfernten Tankstelle spazierte, um mir dort Zigaretten zu holen. Vor der Tankstelle kamen drei Chaoten von hinten und ca. 20 von vorne, alle in Kampanzügen. Ich kannte niemand von denen. Von hinten schlug mir jemand eine halbvolle Bierflasche auf den Kopf und kurz darauf fiel die Meute, die von vorne kam, über mich her. Ich bekam mehrere Faustschläge ins Gesicht, meine Brille flog auf den Boden. Von hinten bekam ich mehrere Tritte aus Nazi-Stiefeln ab. Durch eine kleine Lücke auf der Seite rannte ich aus der Gruppe heraus und zur Tankstelle hoch, wo gerade zwei „Polizeibeamte“ ihr Dienst-Auto betankten und diesen Vorfall beobachteten. Sie drehten sich jetzt um, als ob sie nichts gesehen hätten. Typisch für Leute in grüner Uniform, dachte ich mir. Mir gingen wieder die vielen Massaker an Ausländern durch den Kopf, die solche Auseinandersetzungen nicht überlebt hatten, denen man „Grüße aus Solingen“ in die Rippen steckte, meistens von hinten. Auch dort waren hin und wieder mal „Polizisten“ anwesend, die seelenruhig zuschauten.

 Ich hielt es für klüger, nur meine Zigaretten zu holen und die „Polizisten“ nicht mit der unterlassenen Hilfeleistung zu konfrontieren. Hatte ja schon genug Ärger mit denen. Zum anderen hätten die bestimmt abgestritten, etwas gesehen zu haben. War ja bisher auch nicht anders. Doch ich machte mir zunehmend Sorgen. Wenn die „Uniformierten“ tatenlos zuschauen, wenn Ausländer und West-Bürger zusammengeschlagen und hin und wieder auch abgestochen wurden, dann herrscht Anarchie. Jeder ist auf sich allein gestellt. Aber die „Ordnungshüter“ dürfen ja Ihre Gesinnung nicht ausleben und mithelfen, Ausländer abzumurksen. Oder doch ? Einige dürfen das, ganz legal. In Dessau zum Beispiel.

 Auch der nächste Vorfall ein paar Tage später beunruhigte mich sehr. Ich ging mit meinem damals 1 Jahr alten Schäferhund, ohne Leine, auf dem Gehsteig, entlang der Chemnitztalstraße. Ein Polizeifahrzeug hielt mit quietschenden Reifen an. Der Beifahrer meinte, wenn ich meinen Köder nicht anleine, wird er ihn erschießen. Die Verwaltungsvorschriften der Stadt, wo genau festgelegt ist, wo ein Hund angeleint werden musste, hatte ich immer dabei und wollte sie gerade dem Beamten aushändigen mit dem Kommentar, dass hier der Hund ohne Leine geführt werden darf. Er meinte daraufhin, dass er sich von einem Wessi nichts sagen lässt und der Fahrer gab wieder Gas.

 Meine Überlebenschancen waren in dieser Gegend sehr gering. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich die nächste Attacke überleben werde. Die Chaoten hatten doch von der Polizei nichts zu befürchten. Meiner Meinung nach hätten die gerne selbst mal reingeschlagen oder von hinten mal rein geballert. Beim Ordnungsamt beantragte ich wegen dieser Vorfälle einen Waffenschein. Der wurde mir natürlich nicht genehmigt, weil ich zu meiner Sicherheit ja eine Firma beauftragen könnte, die mich beschützt. Zum anderen hatte ich ja schon einige Vorstrafen wegen Körperverletzung, weil ich die Frechheit besaß, mich zu wehren. Ich entschied mich für eine andere Lösung. Eine Kanone mit zwei gefüllten Ersatzmagazinen  führte ich ab jetzt immer mit mir, zum Selbstschutz, ohne Waffenschein. Dass diese Vorsichtsmaßnahme nicht mal eine Woche später mein Leben retten würde, hatte ich nicht angenommen.

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 Ein halbes Dutzend Glatzen bettelte wieder um Schläge. Gutmütig wie ich bin, kam ich dieser Bitte nach. Ich ging sogar auf der gegenüberliegenden Straßenseite spazieren, um diese Chaoten nicht mehr zu provozieren, aber auch das half nichts. Einer der Glatzen rief mir zu: „He Alter, komm her, dann kriegst du wieder eine auf die Schnauze“. Ich schaute hinüber und erkannte ihn wieder. Er hatte mir vor einer Woche an der Tankstelle die Bierflasche von hinten auf den Kopf geschlagen. Ich antwortete: „Ihr kleine Scheißer habt doch den gleichen Weg“. Er hatte recht, ich sehe wirklich alt aus. Innerhalb von 5 Jahren hatten sich meine Haare von hellbraun auf schneeweiß verfärbt.

 Diese Stiefellecker rannten nun über die Straße auf mich zu. Nun sprang auch ich auf die Gruppe zu und versetzte dem Anführer mit der großen Klappe einen Fußtritt ins Gesicht. Er stürzte rückwärts auf die Strasse. Zwei oder drei andere spürten meinen Shotokan-Dampfhammer im Gesicht. Na und die anderen? Ach so, die rannten schon wieder zurück. Mein Schäferhund saß da, stellte die Ohren und schaute mich bewundernd an. Ich putzte mir den Dreck von der Jacke und wir gingen weiter.

 Am nächsten Abend, so gegen 20Uhr kam ich wieder vom Spaziergang zurück. Ca.10 Personen, alles Glatzen, standen an der Bushaltestelle vor dem Haus. Ich ging in die Hofeinfahrt. Dort standen auch noch mal ein Dutzend Stiefellecker. Die Typen von der Bushaltestelle kamen nun von hinten auf mich zu, ich war eingekreist. Von vorne lenkte mich der Typ, der einen Tag vorher Haue bekommen hatte, mit Nun-Chakkus ab. In diesem Augenblick schlug mir jemand eine Eisenstange ins Kreuz. Dabei brachen zwei Rippen. Durch den Schlag ging ich zu Boden. Die Glatzen spielten nun mit meinem Kopf  Fußball. Der rote Saft lief mir über das Gesicht. Der Typ mit der Eisenstange schob dann die anderen beiseite, um mir die Eisenstange auf den Kopf schlagen zu können. In diesem Augenblick kam ich an meine Waffe, die bereits durchgeladen und entsichert war und hielt die Kanone in seine Richtung. Er begriff, dass ich es ernst meinte, weil ich schwer verletzt war, vor lauter Blut fast nichts mehr sehen konnte und Todesangst hatte. So schnell wie die Scheißer gekommen waren, so schnell waren sie nun auch wieder verschwunden. Seitdem hatte ich mit den Glatzen keine Probleme mehr.

 Weil ich nicht wusste, ob auch da wieder ein Polizisten-Söhnchen dabei war und ich beim nächsten Spaziergang kontrolliert werde, habe ich mir am nächsten Tag eine Gaspistole gekauft, die äußerlich mit der echten Kanone identisch war. Nun führte ich immer zwei Kanonen mit mir, wenn ich das Grundstück verlies. Es war wunderbar. Ich musste mich nicht mehr wie ein kleiner Schuljunge prügeln. Bei den nächsten zwei Auseinandersetzungen, bei denen man mich „alle“ machen wollte, bzw. bei der zweiten, als mir ein total besoffener Typ, der von unten bis oben tätowiert war, die Schnauze einschlagen wollte, holte ich meine Gaspistole hervor und zielte auf die Beine. Und schon waren die Auseinandersetzungen beendet. Dachte ich. Der Knasti mit den Tätowierungen, ein Arnold Schwarzenegger Verschnitt, zeigte mich an. Er rief über Handy die Polizei an, weil ich ihm den Spaß verdorben hatte. Und weil es leider nur wenige Bürger gibt, die sich zur Wehr setzen, wenn sie abgemurkst werden sollen, war ich natürlich schnell ermittelt.

 Eine halbe Stunde später war wieder unser Haus in Sichtweite. Vor dem Haus stand auf dem Gehsteig verkehrswidrig ein grün-weißer VW-Bus, der die Hofeinfahrt blockierte. In der Einfahrt wurde ich bereits sehnsüchtig vom Sondereinsatzkommando erwartet, die mich alle mit finsteren Minen anschauten. Der Anführer dieser Gang fragte mich sofort, ob ich eine Waffe bei mir hätte. Ich bejahte diese Frage und ging auf ihn zu. Alle mit schusssicheren Westen und Kampfanzügen ausgestattet, fast so gut wie die Nazis, mit denen ich ab und zu Probleme hatte. Jeder hatte die Hand auf dem Pistolengriff, wie im wilden Osten, sorry, Westen. Die sahen mich bestimmt schon von Kugeln durchsiebt am Boden liegen. Doch für eine Konfrontation mit einer „Grünen Bande“ würde ich mir bestimmt nicht solch eine Situation aussuchen. Der Anführer der Gang befahl mir, ihm die Waffe ganz vorsichtig auszuhändigen, da sein Zeigefinger immer so zuckt. Ich griff in die rechte Innenseite meiner Jacke und holte die Gaspistole wie befohlen ganz langsam heraus und übergab sie ihm. Die richtige Kanone auf der linken Innenseite meiner Jackentasche wollten die nicht.

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 Die Anspannung der Gang wich zurück. Die Schweißperlen tropften dem einen oder anderen herunter. Sie waren happy, sie hatten mich entwaffnet. Eine Anzeige folgte und es gab eine Gerichtsverhandlung, in der ich wegen des Vorfalls mit dem tätowierten Schwarzenegger-Verschnitt zu drei Monaten auf Bewährung verurteilt wurde. Notwehr wurde nicht anerkannt, da ich ja noch lebe.

 Die Gang ging wieder zurück zu ihrem grün-weißen VW-Bus und sie fuhren weg. Ich ging in meine Garage und dachte nach. So konnte es doch nicht weitergehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich wirklich mal im Straßengraben liege, wie es mir schon so oft angedroht wurde. Oder ich sitze im Knast, nur weil ich mich nicht umbringen lassen möchte. Die einzige Lösung war, schnellst möglichst zu verschwinden. Das schöne Haus und mein Freundeskreis aufzugeben. Aber was sollte ich beruflich machen. Aus den Immobilen-Verkäufen hatte ich noch ein paar Mark Rücklagen. Ich stand also nicht unter Druck, von heute auf morgen Geld verdienen zu müssen.

 1998 verkaufte ich noch eine Eigentumswohnung im Neubau für 235.000.- DM. Die Hälfte davon bekam meine Ex, da sie ja noch Miteigentümer dieser Eigentumswohnung war, doch mit der anderen Hälfte könnte ich ja auch ein paar Jahre überbrücken. Ich suchte nach einer Tätigkeit, ohne großes Investitionsrisiko und ohne räumliche Bindung, die ich von überall aus durchführen könnte. Eines Tages sah ich eine Reportage im Fernsehen, die mich auf Anhieb begeisterte. Mit Computer und Webcam verdienten schon viele Leute im Bereich der Erotik ihr Geld. Nur ein Internetanschluss war erforderlich. Ein Milliardengeschäft mit zweistelligen Zuwachsraten. Es gibt immer mehr Single-Haushalte. Immer mehr Haushalte haben einen DSL-Internetzugang. Eine geniale Idee. Man kann von jeder Wohnung auf der ganzen Welt damit Geld verdienen. Ich war begeistert, dies war die Lösung.

 Alles schön und gut. Doch ich hatte weder Ahnung von Computern, noch hatte ich jemals mit Internet oder Erotik-Portalen was am Hut. War alles ganz neu für mich. Doch dies war auch meine Chance. Der Investitionsaufwand hielt sich in Grenzen. Ich fuhr am nächsten Tag gleich zum Media-Markt, der in den nächsten Jahren zu meinem Lieblingsladen wurde, wo ich dann bis zum Jahre 2003 ca. 25.000.- € für Soft- und Hardware ausgegeben hatte. Der neueste Computer hatte einen 400er MHZ Prozessor, 40 GB Festplatte und 64 MB Arbeitsspeicher. War alles fachchinesisch für mich. Ich lies mich beraten und entschied mich dann für den neuesten PC. Lautsprecher-Boxen und eine Webcam gab es auch. PC-Zeitschriften holte ich mir ab jetzt jede Woche an der Tankstelle.

 Als gelernter Werkzeugmacher war es nicht einfach, mit diesem „Spielzeug“ richtig umzugehen. Ich musste ein großes Puzzle zusammenfügen, doch ich hatte erst ein Teilchen in den Händen. Bis das Puzzle fertig war, verging ein Jahr. Als Schwabe bin ich gewohnt zu arbeiten. Auch wenn dies alles nur Theorie war und sich das Endprodukt, die Live-Übertragung von Erotik virtuell in der Phantasie vollzieht, wollte ich es unbedingt schaffen. Ende 1999 hatte ich meine Homepage fertig. Mit einem Mädel aus der Nachbarschaft, von der ich meinen Schäferhund hatte, fing alles an. Sie strippte bereits auf Partys und modelte hin und wieder. Wir machten Soft-Erotik Fotos und die ersten Erotik-Filme. Nun begeisterte sie ihre Freundinnen von dieser Idee, die alle davon fasziniert waren. Die Filmaufnahmen und die Fotos stellte ich in die Homepage rein. Von Live senden waren wir noch weit entfernt. Einer meiner Mieter war in einer bekannten Software-Firma angestellt. Er hat mir nicht geholfen. Er sagte immer, dass ich es nie schaffen würde.

 Es gab Tage, da wollten ich den Computer auf den Müll werfen. Wenn ich nach 12 oder 14 Stunden Arbeit keinen Millimeter vorwärts gekommen bin. Doch ich gab nicht auf. Wenn mein Kopf rauchte und ich mich nicht mehr konzentrieren konnte, dann machte ich eine Tour mit einem meiner Motorräder. Zwischenzeitlich hatte ich mir eine neue CBR 1100 XX gekauft mit 160PS, meine Fireblade verkauft und mir noch ein Unfallmotorrad gekauft, auch eine CBR 1100 XX, das einen unbeschädigten KLM-Motor mit 175PS hatte. Die Motoren tauschte ich aus, da das Unfallmotorrad Schäden am Rahmen hatte und nur noch bedingt fahrtüchtig war.

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 Adrenalin wurde frei, wenn auf der Autobahn die Tachonadel die 320km/h überschritt. Auf dem Hinterrad ging diese Höllenmaschine jetzt bis 150km/h im zweiten Gang. Nach jeder Fahrt war Duschen angesagt und ich war wieder voll einsatzfähig.

 Die Homepage wurde bis zu 30.000 mal täglich angeklickt. Ganz vereinzelt hat sich jemand mal ein Foto downgeloaded. Von diesem Geschäft konnte man nicht leben, oder die laufenden Kosten finanzieren. Es gab zu viele, die schon vor mir diese Idee hatten. Zwischenzeitlich konnte man sich Fotos und Videos  kostenlos aus dem Internet downloaden. Wir kamen nicht darum herum, live zu senden. Ein paar Wochen später hatte ich die Übertragungstechnik raus und die damals bekannteste Internet-Erotik-Chat Plattform visit-x.net gefunden. Wir begannen live zu senden. Mit gigantischem Erfolg. Alle Einnahmen investierte ich sofort wieder in neue Arbeitsplätze mit Computer, Monitor, Webcam, Digitalcam, Fernsehkarten, Arbeitsspeicher und Dekoration. So kam ich zu 7 Computeranlagen, die zu drei Doppel-Arbeitsplätzen und einem Einzel-Arbeitsplatz aufgebaut wurden. Über die Presse bekam ich weitere Chaterinnen, die auch keine Hemmungen davor hatten, ein bisschen nackte Haut zu zeigen.

 Das Geschäft lief immer besser. Wir sendeten jetzt bei mehreren Internet-Portalen gleichzeitig. Ich hatte es geschafft, ich hatte ein Geschäftsmöglichkeit gefunden, die ich in jedem Land ausüben konnte. Im Sommer 2003 versuchte ich die Firma für 50.000.- € zu verkaufen, also für ein Jahreseinkommen und wollte endlich aus dem Chaoten-Land wegziehen. Es gab viele Bewerber, alle mit dem gleichen  Problem. Niemand hatte einen Cent in der Tasche, ganz im Gegenteil, die meisten wollten am Anfang noch eine kostenlose Ausbildung und Überbrückungsgeld. Ja das kennen wir schon. Der Freund eines camgirls hat dann die Mädels übernommen, die dann für ihn sendeten. Ich packte meine Technik zusammen und baute vorübergehend alles in Schwäbisch Hall auf. Nur so schnell wie möglich von dort weg.

 Zwischenzeitlich lag ein Haftbefehl wegen Körperverletzung gegen mich vor und ich sollte mich in der JVA melden. Alle meine Bemühungen beim Staatsministerium der Justiz in Dresden und beim Innenministerium in Berlin um eine Wiederaufnahme des Verfahrens, bzw. eine Begnadigung zu erreichen, blieben ohne Resonanz. Dafür hätte die Chemnitzer Staatsanwaltschaft zustimmen müssen. Und gerade die hatten sich ja für eine Inhaftierung eingesetzt, dafür sogar Gerichtsakten manipuliert und Entlastungsmaterial verschwinden lassen. Man wollte auf Nummer sicher gehen und sich nicht mehr in die Suppe spucken lassen.

 In Schwäbisch Hall hatte ich innerhalb von zwei Monaten wieder ein Studio aufgebaut und beinahe den gleichen Umsatz wie vorher in Chemnitz erreicht. Doch ich musste wegen des Haftbefehls aus Deutschland verschwinden. Ich sollte fünf Monate auf Kosten der Steuerzahler Urlaub hinter vergitterten Fenstern machen. Aus Deutschland wollte ich ja schon lange weg, doch die Abreise hatte ich mir ein bisschen anders vorgestellt. Meine camgirls waren damit einverstanden, ja sie waren sogar davon begeistert, dass ich die Arbeitsplätze bei denen zu Hause aufbauen wollte und sie von dort aus senden konnten. So hatten sie keine Anfahrtswege mehr und hätten viel öfter Zeit, auch mal tagsüber zu senden. Gesagt getan. Ende 2003 hatte ich alle Arbeitsplätze bei den Mädels aufgebaut und am 03.01.2004 verlies ich Germany in Richtung Alicante.

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So meine lieben Leser, jetzt erfahren Sie, weshalb ich mit Haftbefehl gesucht wurde. Welches Verbrechen ich begangen hatte. Im Frühjahr 1999 arbeitete ich in meiner Wohnung in der obersten Etage des Hauses am Computer. Auf dieser Etage befanden sich noch zwei Wohnungen. Eine 100qm große Wohnung, die ich bis auf weiteres leer stehen lies, weil ich versuchte, sie zu verkaufen. Die zweite ca. 60qm große Wohnung eines Kapitalanlegers hatte ich an eine 50 jährige Frau vermietet. Es war die Mutter des Käufers der Wohnung aus dem Neubau, die ich ihm1998 verkauft hatte.

 Mein damals ein paar Monate alter Deutscher Schäferhund lag vor meiner Wohnungstüre, von dort aus er über ein Treppenhausfenster in den Garten schauen konnte. So bald dort ein Artgenosse, oder eines der Kinder aus dem Hause bzw. aus der Nachbarschaft auftauchte, kam er herein und forderte mich dazu auf, mit ihm hinauszugehen, um seine Spielkameraden zu besuchen. Die Wohnungstüre war nur angelehnt. Vor meiner Wohnungstüre hörte ich meinen kleinen Hund schrecklich jaulen. Dies hatte er noch nie gemacht. Ich ging schnell zur Wohnungstüre und öffnete sie. Draußen stand mit dem Rücken zu mir die 50 jährige Frau aus der  Nachbarwohnung, die mit voller Wucht immer wieder und immer wieder mit den Stiefeln in den kleinen Hund trat. Ich ging die ca. 3m vor und trat dieser Frau mit dem Fuß in den Hintern. Sie hörte sofort damit auf, meinen Hund weiter zu quälen. Ohne etwas zu sagen ging sie die Treppen hinunter.

 Ein paar Tage später erhielt ich eine Anzeige wegen Körperverletzung. Daraufhin erstattete auch ich Anzeige wegen Tierquälerei. Meiner Anzeige legte ich noch mehrere Aussagen von den Nachbarn der vorherigen Wohnung dieser Frau bei, die aussagten, dass sie schon mehrmals Kinder verprügelt hatte, die anschließend ärztlich behandelt werden mussten. Außerdem bestätigte mir noch der Mieter der zweiten Wohnung im Neubau, dass diese Frau sich unter Gewalt Zutritt zu seiner Wohnung verschaffte und auf ihn eingeschlagen hatte. Der Grund dafür war, dass er ein Verhältnis mit der Schwiegertochter dieser 50jährigen Frau hatte,.

 Der Grund für die Tierquälerei an meinem damals ein paar Monate alten Deutschen Schäferhund war, dass sich diese Frau unsterblich in mich verliebt hatte und keinen Hehl daraus machte, dass sie mich heiraten wollte. Da ich aber oft Damenbesuch hatte, erzürnte sie so sehr, dass sie ihre Aggressionen an einem wehrlosen kleinen Hund ausließ. Die Anzeige wegen Tierquälerei wurde mangels öffentlichem Interesse eingestellt. Die Anzeige gegen mich wegen dem Tritt in den Hintern führte zu einer Gerichtsverhandlung. Da war öffentliches Interesse vorhanden. Zu dieser Verhandlung hatte ich zu meiner Entlastung all die Personen als Zeugen beantragt, die mir schon die Gruselstorys schriftlich bestätigt hatten. Diese Bestätigungen lagen dem e-renwerten Gericht bereits vor. Aber vom Gericht wurden alle Zeugen abgelehnt, da deren Aussagen nichts mit dem Fall zu tun hätten. Die eidesstattlichen Erklärungen dieser Zeugen wurden nicht gewertet.

 Die 50 jährige psychisch gestörte Frau schilderte den Fall vor Gericht so, dass ich ihr mehrmals mit der Faust ins Gesicht geschlagen hätte, weil sie meinen Hund zur Seite geschoben hätte. Diesbezüglich machte sie bei ihrer Anzeige gegen mich schon Angaben. Die jetzigen Angaben waren stark im Widerspruch mit den Angaben, die sie ein paar Monate vorher bei ihrer Anzeige machte. Sie hatte nicht nur Alzheimer, sondern war auch noch eine schlechte Lügnerin. Für das Gericht noch lange kein Grund, das Verfahren einzustellen. Die Anschuldigungen gegen mich in Bezug auf die Faustschläge ins Gesicht wurden auf Grund der mehrmals widersprüchlichen Aussagen hinfällig. Nur der von mir geschilderte Vorgang, dass sie meinen Hund massiv mit Tritten traktiert hatte und ich ihr dann einen Tritt in den Hintern versetzte, wurde vom „e-renwerten“ Gericht als Hergang gewertet.

 Ich freute mich zu früh. Defensive Notwehr bei Gefahr in Verzug  wurde von der ehrenwerten Richterin nicht zugelassen. Ich hätte so lange zuschauen sollen, bis diese Frau ihre Aggressionen an dem kleinen Hund beendet hatte. Kommentar zwecklos. Eigentlich dachte ich an einen Orden und nicht an eine Bestrafung. Doch ich wurde zu 6 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt, davon 1 Monat gegen eine Geldstrafe erlassen.

 Wir sind ja in der DDR. Hier wird auf den Rechtsstaat geschissen. Anarchie erlebte ich ja fast täglich auf den Straßen und einmal im Monat im Gerichtssaal. Gegen diese Richterin hatte ich bereits eine Anzeige wegen staatsfeindlichem Verhalten erstattet. Mehrere solche Verurteilungen hatte ich beigefügt. Doch das Sächsische Justizministerium in Dresden regte sogar weitere Anzeigen gegen mich an, weil ich diese Richterin in einem vorangegangen Fall als menschlichen Abschaum bezeichnete.  

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 Als Bewährungsauflage erhielt ich die Anordnung zur Ableistung von 100 gemeinnützigen Stunden. Als Bestrafung dafür, dass ich nicht zuschauen kann, wenn wehrlose Tiere gequält oder Ausländer auf der Strasse zusammengeschlagen werden. Ich gründete einen gemeinnützigen Verein, der auch die steuerliche Anerkennung bekam. Sinn dieses Vereins war es,  eine Kampfausbildung zu absolvieren, um Ausländern und Tieren helfen zu können, wenn sie von DDR-lern attackiert werden. Ich nannte die Namen der Kursteilnehmer und die Anzahl der Stunden der Ausbildung, die von mir durchgeführt wurde. Die Kursteilnehmer unterschrieben auch in der Anwesenheitsliste. Diese Unterlagen schickte ich an das Gericht und hörte nichts mehr davon. Bis, ja bis der vom Gericht gesetzte Termin zur Ableistung der gemeinnützigen Stunden verstrichen war.

 Die Staatsanwaltschaft Chemnitz hatte meinen gemeinnützigen Verein, der notariell beglaubigt, vom Finanzamt anerkannt und im Handelsregister eingetragen war, nicht anerkannt und beantragte beim „e-renwerten Gericht“ den Widerruf der Bewährung. Die e-renwerte Richterin kam diesem Antrag nur zu gerne nach. Mein Einspruch gegen den Widerruf der Bewährung wurde als unbegründet zurückgewiesen. Mit rechtsstaatlichen Mitteln konnte ich nichts erreichen. Die Chemnitzer Justiz macht ihre eigenen Gesetze, mit Tolerierung bzw. Anstiftung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz. Und den Staatsanwälten habe ich zu oft in die Suppe gespuckt. Na dann frage ich mich, was Sachsen in Deutschland verloren hat, wenn die ihre eigenen Gesetze machen. Und in Berlin soll mir niemand erzählen, dass er von dieser Anarchie nichts mitbekommt. Es wird toleriert. Der Zusammenbruch Deutschlands muss um jeden Preis noch ein paar Jahre hinausgeschoben werden. Zumindest so lange, bis die Schwarzgeld-Konten der Parteien prall gefüllt sind.

 Dass es in Sachsen auch verantwortungsbewusste Leute gibt, demonstriert das Engagement einiger Dresdner Bürger, die im Juni 2005 am Elbufer riesige Plakate aufgestellt hatten, auf denen all die Namen der Ausländer aufgeführt waren, die seit 1990 in der DDR abgemurkst wurden. Hatte viel Glück, dass mein Name nicht dabei war.

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 Fast jeden Abend ging ich in einer nahe gelegenen Siedlung spazieren, die zwischenzeitlich abgerissen wurde, weil nur ein paar Leute dort wohnten. Einmal kam mir eine Person auf dem Gehsteig entgegen. Ich wechselte mit meinem Deutschen Schäferhund die Straßenseite, weil er nicht angeleint war. Diese Person dann auch. Er blieb mitten auf dem Gehsteig stehen. Nun lief ich auf der Straße weiter. Er kam auch auf die Straße und blieb vor mir stehen. Er sagte nun, dass ich hier nichts zu Laufen hätte, ich könnte bei meinem Haus spazieren gehen. Ein Kommentar wäre zwecklos gewesen und hätte nur noch größere Aggressionen hervorgerufen. Als ich nun wieder auf den Gehsteig zurück gehen wollte, um dort weiter zu laufen, fasste er mich an meiner Schulter an und hielt mich fest. Er fragte, ob ich schlecht hören würde. Ich fasste sein Handgelenk, drehte es herum, so dass diese Person mit der Seite zu mir stand und versetzte ihm einen Tritt in den Hintern.

 Er zeigte mich an wegen Körperverletzung. Daraufhin erstattete ich Anzeige wegen Nötigung und Körperverletzung. Meine Anzeige wurde wieder mangels öffentlichem Interesse eingestellt. Es gab wieder eine Gerichtsverhandlung. Notwehr wurde nicht anerkannt und wurde wie üblich wegen Körperverletzung verurteilt. Die Richterin meinte noch, dass ich den Zwischenfall provoziert hätte. Ich hätte ja umdrehen und zurück gehen können. Und solche Richter dürfen Urteile fällen. Armes Deutschland, wie tief bist du gesunken. Einfach jämmerlich.

 Mit solchen Geschichten könnte ich noch mehrere Seiten füllen. Doch ich möchte nur einen Einblick gewähren für die extremem Aggressionen der Bürger, die nach der 20.Flasche Bier keinerlei  Hemmungen mehr hatten. Sogar dafür hatte ich Verständnis. Nur nicht für die Unrechtsurteile einer korrupten und kriminellen Justiz.

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 Zur Abwechslung noch ein Bericht aus der Mitteldeutschen Zeitung vom 06.10.2005. Eine 15 jährige (Ausländerin?) wurde in Oschersleben mehrere Stunden lang von drei Personen misshandelt. Sie musste sich bis auf die Unterwäsche ausziehen. Auf offener Straße. Erst kurz bevor man dieses Mädchen totschlug, griff ein Passant ein und das Mädchen konnte ihren Peinigern entkommen. Bin mal gespannt, ob dieser Passant auch verurteilt wird, weil er die Quälereien nicht mehr mit ansehen konnte. Zumindest von mir würde er einen Orden erhalten. Drei Stunden lang wurde auf offener Straße ein Mädchen gequält, bis jemand geholfen hatte. So viel Glück hatte der 8-jährige Joseph in Sebnitz nicht. Er wurde “ermordet” und alle schauten zu.

 Ich mache dem Pöbel aber nicht den geringsten Vorwurf. Durch die Verhaltensweise der Polizisten, Staatsanwälte und Richter werden diese Leute ja regelrecht dazu ermutigt, ihre Aggressionen an Ausländern und West-Bürgern abzulassen. Natürlich darf man sich da nicht wehren. Da könnte ja jeder kommen und den Jungs den Spaß verderben. Wo kämen wir denn da hin? Asylanten kann ich ja verstehen, wenn sie sich alles gefallen lassen müssen. Sonst werden sie ruck zuck abgeschoben. Dieses menschenverachtende Verhalten muss doch irgendwann mal bestraft werden. Bin mal gespannt, wann die ersten DDR-ler abgemurkst werden. Mit rechtstaatlichen Mitteln kann man dieses Verhalten nicht ändern.

 Noch eine Geschichte halte ich für wichtig. Eines Nachts im Jahre 2001 so gegen 2 Uhr rauchte wieder mein Kopf. Wir hatten auf mehreren Computern Viren und Würmer drauf. Auch die auf einer anderen Partition gespeicherten Backups waren verseucht. Also alle Partitionen formatieren und Neuinstallation. Am nächsten Morgen sollten alle Computer wieder störungsfrei laufen. Ich musste Pause machen und fuhr mit dem Pkw in die Innenstadt, an den Rand der Fußgängerzone. Meinen Schäferhund nahm ich mit, damit er wieder Zeitung lesen konnte, welcher seiner Freunde auch da war. Kein Mensch weit und breit. Er durfte deshalb ohne Leine spazieren gehen, obwohl in der Fußgängerzone Leinenpflicht herrscht. Ich schlenderte in Gedanken versunken an den Schaufenstern vorbei. Ab und zu parkten verkehrswidrig Fahrzeuge.

 Plötzlich sprang mein Schäferhund zwischen zwei Autos hervor und direkt hinter mich. Ich hörte nur eine Person schreien, die sofort wegrannte und ein Messer flog gegen die Schaufensterscheibe. Aha, da wollte mich jemand wieder mal von hinten abmurksen. Er hatte sich hinter einem Mülleimer versteckt, weil ich ihn nicht gesehen hatte. Doch mein Schäferhund hatte die Gefahr gespürt und somit mein Leben gerettet. Für diesen Vorfall erhielt ich keine Anzeige. Ungewöhnlich. Und dies, obwohl ich gegen geltendes Recht verstoßen hatte und meinen Hund ohne Leine in der Fußgängerzone laufen lies. Dies wäre für die Staatsanwälte ein willkommener Anlass gewesen, mich sofort in den Knast zu stecken. Doch dies hatten sie trotzdem erreicht. Sie mussten nur Gerichtsakten fälschen und Entlastungsmaterial verschwinden lassen. So geht das auch in einem Rechtsstaat.

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 Am 13.Dezember 2000 war es abends noch so warm, wie in einer Sommernacht. Der Wetterbericht hatte aber schon eine Änderung der Großwetterlage vorhergesagt. Mein Motorrad stand frisch poliert in der Garage und lachte mich an. Mein zweites Motorrad, das Unfallmotorrad, welches nur bedingt fahrtüchtig war, mit dem ich mich nicht traute, mehr als 100km/h zu fahren weil dann der Lenker anfing zu flattern, stand ca. 500m entfernt auf einem einsamen Parkplatz, zwischen zwei Hecken, mit einer Plane abgedeckt. Diese Maschine nutzte ich nur, um die „Grüne“ zu ärgern. Wenn dann mal wieder etwas passierte, für das ich verdächtigt wurde, kamen die Grünen und kontrollierten bei dem vor der Garage stehenden Motorrad, ob der Motor warm war, das Fahrzeug also vor kurzem noch bewegt wurde. Doch der Motor war jedes mal kalt.

 Mit Absicht hatte ich dieses Motorrad immer vor die Garage gestellt, damit die Grünen mich nicht jedes mal aus dem Schlaf klingeln mussten. Die Jungs verstanden die Welt nicht mehr. Weil ich nicht sicher wusste, ob ich immer noch observiert wurde, lies ich mein Kellerfenster auf, durch das ich ohne Probleme ins Haus gelangte. Der Rest unserer schönen Zysternenhecke vor dem Haus schützte mich vor neugierigen Blicken. Außerdem war dieser Bereich vom Nachbarhaus aus, von dem ich observiert wurde, nicht einsehbar.

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 Während die Polizisten im Innenhof, vor der Haustüre auf mich warteten, konnte ich über das Kellerfenster in meine Wohnung gelangen und mich in Ruhe schlafen legen. Am späten Abend dieses 13.Dezember 2000 wollte ich die Gunst der Stunde nutzen, um nochmals so richtig doll zu düsen. Meine Lieblingsstrecke nach Kumotov in die Tschechei, ca 35 km einfache Strecke, kannte ich in- und auswendig. Die 2-spurig ausgebaute Straße zwischen Chemnitz und Zschopau mit vielen Kurven, da zeigte der Tacho 260km/h an. An Zschopau vorbei, dann das MZ-Werk, wo die Fahrräder mit Hilfsmotor gebaut wurden, den Berg hinauf Richtung Marienberg. Ideale Bedingungen zum Biken. Trockene Straße, weinig Verkehr, einfach klasse.

 Drei Kilometer vor Marienberg, am Ende einer langen Gerade, wo der Tacho gerade noch 290km/h anzeigte, fing der Motor an zu stottern. Die Tankanzeige sagte mir auch warum. Weil die Leuchtdiode an diesem Bike defekt war, hatte ich nicht darauf geachtet. Ein paar Tage vorher hatte ich ja getankt. War aber das Unfallmotorrad, mit dem ich tanken war. Die letzten 100m zu einer Ortschaft musste ich mein Bike schieben und stellte es gleich an der ersten Einfahrt ab. Nach Marienberg waren es nochmals 2 km. Ein LKW-Fahrer, der aus Richtung Marienberg kam, hatte gesehen, wie ich das Motorrad schob. Er hielt an und fragte mich, ob er was helfen könnte. Ich bedankte mich bei ihm für das Hilfsangebot und sagte, dass ich nach Marienberg laufe oder trampe, um Benzin zu holen. Gleich am Ortseingang ist eine Tankstelle.

 Doch der sagte, dass die Tankstelle schon geschlossen hat. Er kommt gerade von dieser Tankstelle. Es war bereits 22.15Uhr und die Tankstelle schließt um 22Uhr. Da nahm ich sein Angebot an, mich mitzunehmen, weil in Zschopau eine Tankstelle die ganze Nacht geöffnet hat. Dort kaufte ich mir ein Ersatzkanister und betankte ihn mit Super Plus. Mit dem Helm in der einen Hand und dem Ersatzkanister in der anderen spazierte ich ca. 500m die Straße entlang, als eine Trabant-Fahrerin anhielt, um mich mitzunehmen. Sie war auch Motorrad-Fan. Sie wohnte in Marienberg, konnte mich also auf dem Weg dorthin direkt am Bike absetzen, das ich da 5m von der Hauptstraße entfernt abgestellt hatte. Ich bedankte mich vielmals und war schon dabei, den Benzinkanister aufzuschrauben.

 Die kleine Maus fuhr weiter und ich stand da und suchte mein Motorrad. Ich schaute ein paar Meter weiter, vielleicht hat sich jemand daran gestört und mein Bike ein paar Meter weitergeschoben. Doch ich fand nichts. Ich stellte den Benzinkanister ab und zündete erst mal eine Zigarette an. Ich wollte es einfach nicht glauben. Mein geliebtes Bike, meine Höllenmaschine, die noch nie ein Rennen verloren hatte, mit dem ich schon so viele schöne Stunden verbracht hatte, einfach weg? Ich rauchte noch eine Zigarette und noch eine. Doch das Bike war immer noch weg. Diese Stelle war nur aus Richtung Marienberg einsehbar, wenn jemand Fernlicht anhatte. Vielleicht hätte ich sie doch ein paar Meter weiter schieben sollen, damit man sie von der Straße aus nicht sehen konnte. Vorwürfe über Vorwürfe machte ich mir.

 Aus Richtung Marienberg kamen jetzt zwei Pkw. Ich schnappte den Ersatzkanister und meinen Helm und stellte mich schnell an den Straßenrand und trampte. Das zweite Fahrzeug hielt an und nahm mich nach Zschopau mit. Auf der Schnellstraße spazierte ich dann weiter Richtung Chemnitz. Doch keine 500m musste ich laufen, da hielt schon das erste Fahrzeug an und nahm mich mit in die Chemnitzer Innenstadt, von dort aus spazierte ich dann nach Hause.

 Mein Deutscher Schäferhund erwartete mich schon sehnsüchtig und freute sich sehr. Die Begrüßung schien nicht enden zu wollen. Als ob er es spürte, was passiert war. In dieser Nacht durfte er sogar im Bett schlafen. Sein Kopf lag neben meinem und seine Pfote legte er auf meine Decke. Ich schlief unruhig und war am nächsten Morgen schon wieder um 7 Uhr wach. Ein Gedanke beschäftigte mich. Es war ja nicht mal eine halbe Stunde vergangen, wo mein Bike unbeaufsichtigt abgestellt war.

 Ich verdächtigte den LKW-Fahrer, der mich nach Zschopau mitgenommen hatte. Die nächste Abfahrt ist nur ein Kilometer entfernt. Hatte er dort gewendet und ist zurück gefahren? Sein 7,5t LKW hatte eine Laderampe. Er war kräftig und hätte ohne große Probleme mein Bike, bei dem nur das Lenkradschloss eingerastet war, auf seine Laderampe schieben und verschwinden lassen können. Dies war meine Theorie. Doch ich hatte kein Kennzeichen vom LKW. Ich konnte nur den Fahrer beschreiben.

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 Dann holte ich meinen Audi S3 aus der Garage und mein Hund durfte ausnahmsweise auch mal mitfahren. Mein Ziel war das Polizeirevier in Marienberg. Dort erstattete ich Anzeige wegen Diebstahl. Eine Kopie dieser Anzeige faxte ich meiner Versicherung, da das Bike Teilkasko versichert war. Aus zwei Pkw-Diebstählen in Chemnitz hatte ich was gelernt. Die Polizisten recherchierten ordnungsgemäß. Meine Angaben wurden an der Zschopauer Tankstelle bestätigt, dass ich am Abend zuvor um ca. 22.30Uhr einen Benzinkanister und Benzin gekauft hatte, meine Lederklamotten anhatte und den Helm in den Händen hielt. Dass der oder die Täter nicht ermittelt werden konnten, dachte ich mir. Ich konnte zu wenig Angaben zu diesem LKW machen, der angehalten hatte, als ich das Bike schob und der mich dann nach Zschopau zur Tankstelle mitgenommen hatte. Die Versicherung zahlte ordnungsgemäß den Zeitwert des Motorrads, 2000.- DM Selbstbeteiligung wurden abgezogen.

 Jetzt hatte ich nur noch das Unfallmotorrad, das gerade mal für den Stadtverkehr taugte und auch nicht angemeldet war. Das “zweite” Kennzeichen von der ersten Maschine konnte ich ab jetzt auch nicht mehr für dieses Bike verwenden. Ich zerlegte dieses Unfallmotorrad in alle Einzelteile und sortierte alle defekten Teile aus. Die Teile, die noch in Ordnung waren, polierte ich auf Hochglanz. Die defekten Teile durch Neuteile zu ersetzen, wäre zu teuer geworden. Ich telefonierte regelmäßig mit Händlern, die in der Zeitschrift Motorrad Unfallmotorräder aufkauften, um von denen gute gebrauchte Teile zu bekommen. Das eine oder andere Teil bekam ich auch. Doch der Aufwand war mir zu groß. Hatte ja noch nebenher eine Internetfirma, um die ich mich kümmern musste.

 Im September 2001 inserierte ich in www.mobile.de das Unfallmotorrad und versuchte es für 4.800.- € komplett, oder auch in Einzelteilen zu verkaufen. Der Motor war ja aus meiner Erst-Maschine und hatte nur 18.000km drauf. Lediglich der halbe Preis wurde mir geboten. An einen Interessenten verkaufte ich den KFZ-Brief für 1.000.- €, sowie die erst vor kurzem gekaufte Gabel mit einem Gewinn von 100.- €. Auf den anderen Teilen blieb ich sitzen.

 Im Frühjahr 2003 fiel mir ein Inserat bei www.mobile.de auf, wo jemand eine CBR 1100 XX Bj.1998, also noch mit Vergaseranlage verkaufen wollte, bei dem der gesamte Heckbereich beschädigt war. Motor erst 22.000km, Farbe rot, für 3.000.- €. Das war es. Ich telefonierte sofort und der Händler brachte mir mit einem Kleintransporter die Maschine zur Besichtigung sogar vorbei. Für 2.500.- € kaufte ich dieses Unfallmotorrad. Für den KFZ-Brief wollte er aber 800.- € extra. Den kaufte ich nicht. Ich zerlegte nun dieses Unfallmotorrad. Einige Teile hatte ich jetzt doppelt. Sogar den Motor. Doch alle Teile, die mir beim ersten Unfallmotorrad fehlten, hatte ich jetzt komplett. Manche hatte ich jetzt sogar doppelt. Alle Teile wurden wieder sorgfältig gereinigt und poliert. Durch den Heckschaden war auch dieser Rahmen verzogen. Hatte ich beim Kauf nicht gemerkt. Ein Blick in den Kaufvertrag belehrte mich, dass ich das Unfallmotorrad unter Ausschluss jeglicher Gewährleistungsansprüche, gekauft hatte. Eigentlich auch logisch.

 Jetzt war ich schon so weit, da wollte ich nicht aufgeben. Bei einem Honda-Händler kaufte ich mir einen neuen Rahmen und baute die Maschine komplett zusammen. Ohne Handbuch hätte ich dies aber auch nicht geschafft. Sie stand jetzt da, wie im Neuzustand. Verschleißteile wie der Kettensatz, Bremsbeläge, Reifen, Rad- und Lenkkopflager, Luftfilter und Zündkerzen hatte ich vorsorglich neu gekauft.

 Ich fuhr das Motorrad mit einem Anhänger zur DEKRA in Chemnitz, um ein Vollgutachten machen zu lassen. Von meinem ersten, dem gestohlenen Motorrad hatte ich ja noch den KFZ-Brief.  Das Vollgutachten wurde ohne Beanstandung durchgeführt. Lediglich die Rahmennummer fehlte Bei dem neuen Rahmen musste die Rahmennummer noch eingeschlagen werden. Die Rahmennummer gravierte ich ein und bekam am nächsten Tag mein Vollgutachten ohne Beanstandung und konnte somit das Motorrad endlich zulassen. Dass es wegen des KFZ-Briefes Rückfragen geben wird, der ja von meiner im Jahre 2000 gestohlenen Maschine war, dachte ich mir. Doch ich hatte sorgfältig alle Unterlagen aufgehoben. Die Kaufverträge von den zwei Unfallmaschinen, von den Gebraucht- und Neuteilen und vom neuen Rahmen. Ich machte mir deshalb keine Sorgen.

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 Ungefähr zwei Monate später erhielt ich von der Kripo eine Ladung, da die Maschine in Flensburg als gestohlen gemeldet war. Damit musste ich ja rechnen. Ich packte alle Unterlagen ein und nahm den Termin bei der Kripo wahr. Alle Unterlagen legte ich vor. Sie schickten mich vorerst mal wieder nach Hause und wollten erstmal alles überprüfen und mich zurückrufen, falls noch etwas unklar wäre. Sie recherchierten mit den Verkäufern und dem Honda-Händler. Alle meine Angaben wurden bestätigt. Ein paar Tage später rief ich auf dem Revier an. Ich wollte ja wissen, was los ist. Der Kripo-Beamte sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen soll, es wäre alles in Ordnung, sie hätten alles überprüft. Der Staatsanwalt wird mit Sicherheit das Verfahren einstellen. Doch bis dahin sollte ich die Maschine abmelden, weil ein Motorrad mit dieser Rahmennummer in Flensburg noch als gestohlen gemeldet ist. Ich sollte mich deshalb mit Flensburg in Verbindung setzen, damit das Motorrad aus der Fahndung genommen wird.

 In Flensburg war man allerdings mit dieser Idee nicht einverstanden, da es jetzt ja zwei Motorräder mit der selben Rahmennummer gibt. Es wurde mir empfohlen, eine Einzelabnahme durchführen zu lassen, wo ich eine neue Rahmennummer und einen neuen KFZ-Brief bekommen würde. Honda Deutschland hatte mir bereits über diese Möglichkeit ausgiebig Auskunft erteilt. Die Kosten würden sich lediglich auf ein paar hundert € belaufen. Vorübergehend meldetet ich das Motorrad wieder ab und stellte es zur  DEKRA nach Chemnitz, wo ich auch die Möglichkeit hatte, eine Einzelabnahme durchführen zu lassen. Doch die Herren von der DEKRA weigerten sich, eine Einzelabnahme durchzuführen. Ein Verantwortlicher des TÜV Hessen, mit dem ich am nächsten Tag telefonierte, bestätigte mir, dass die DEKRA Mitarbeiter auch Pflichten haben, eine davon wäre auch die Durchführung einer Einzelabnahme.

 Doch die weigerten sich nach wie vor, weil sie dies noch nie gemacht hatten. Also verblieb ich mit dem TÜV Hessen in Frankfurt so, dass ich die Einzelabnahme dort vornehmen lassen konnte, da sich dieser TÜV-Ingenieur auch bestens mit Honda-Motorrädern auskennt und dadurch die Einzelabnahme sogar wesentlich billiger wäre. Mein Motorrad holte ich mit einem Anhänger wieder bei der DEKRA in Chemnitz ab und stellte es in die Garage. In den darauf folgenden Tagen war wieder viel Arbeit mit meiner Internetfirma angesagt. Zwei neue camgirls hatten angefangen, für die ich Accounts mit Fotogalerien auf den Erotikportalen anlegen musste und parallel dazu versuchte ich noch die Firma zu verkaufen.

 In diesen Tagen flatterte ein Brief von der Staatsanwaltschaft Chemnitz ins Haus. Ich wurde des Versicherungsbetrugs beschuldigt. Auch denen schickte ich die Unterlagen, die ich bereits der Kripo ausgehändigt hatte, sogar im Original. Für mich war der Fall bereits abgeschlossen, aber nur für mich, nicht für die Chemnitzer Staatsanwälte. Im Dezember 2003, als ich bereits in Schwäbisch Hall wohnte und dort ein neues Studio aufgebaut hatte, bekam ich vom Amtsgericht Chemnitz eine Ladung für einen Verhandlungstermin im März 2004 in dieser Sache. Jetzt kam ich in Schwierigkeiten. Wegen der Sache mit der „Körperverletzung“ erging bereits ein nationaler Haftbefehl gegen mich. Fünf Monate Knast wegen eines Fußtritts in den Hintern, weil ich meinen Schäferhund vor massiven weiteren Attacken bewahrte, das sah ich nicht ein und verkrümelte mich am 03.01.2004 nach Alicante.

 Zu der Verhandlung im März 2004 bin ich nicht erschienen, wo ich problemlos meine Unschuld hätte beweisen können. Die hätten mich aber wegen des Haftbefehls doch sofort in den Knast gesteckt. Und im Ausland war ich sicher. Wegen 5 Monaten Knast bekommen die keinen internationalen Haftbefehl, dachte ich. Deswegen nicht, aber wegen der fingierten Anschuldigung des vorgetäuschten Versicherungsbetrugs, da klappte es. Ein internationaler Haftbefehl wurde erlassen und ich wusste nichts davon.

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Ein paar Tage später erhielten meine Schwester und meine Ex-Freundin vom Finanzamt eine Rechnung von je 125.000.- €, zahlbar innerhalb von 2 Wochen. Sie legten Einspruch ein und beantragten bis zur Klärung die Aussetzung der Vollziehung. Darauf reagierte niemand. Bei beiden wurden sofort die Konten gesperrt und der Lohn gepfändet. Das Finanzamt hatte den Auflösungsgewinn der GbR so hoch eingeschätzt, woraus diese hohe Gewerbesteuer-Schuld resultierte. Einkommensteuer war kein Problem, da wir über 500.000.- € Abschreibungswerte vor uns her schoben.

 Hätten wir die Immobilien zu den Preisen verkaufen können, wie das Finanzamt sie schätzte, wären wir auf einen Schlag sehr reich gewesen. Zum Zeitpunkt der GbR-Auflösung im Jahre 1999 war der Immobilien-Markt bereits zusammengebrochen und wir konnten nicht mal mehr zum halben Preis die Wohnungen verkaufen. 40.000 Wohnungen standen in Chemnitz bereits leer. Tendenz rapide steigend.  Kaufbewerber wurden außerdem vom Umfeld abgeschreckt. Viele fuhren gleich wieder weiter, ohne sich die Wohnungen überhaupt anzuschauen. Verkaufen konnte ich nichts mehr. Wäre das Haus 1 km und nicht nur 100m vom Jugendzentrum entfernt, wären die Verkaufsverhandlungen durchaus erfolgreich gewesen.

 Ich packte meinen Schäferhund ins Auto und wir fuhren von Linz nach Sinsheim zu meiner Schwester. Ich brachte ihr Bargeld mit, damit sie vorerst keine Probleme mehr hatte. Dann ging es wieder zurück nach Linz in Österreich, wo ich seit Mai eine schöne Wohnung gemietet hatte.

 In der darauf folgenden Nacht erlitt ich einen schweren Schlaganfall. Ich dachte an einen Herzinfarkt. Auf allen vieren kroch ich ins Treppenhaus und läutete bei meinen Nachbarn mitten in der Nacht Sturm. Dabei musste ich mich laufend übergeben. Stehen konnte ich auch nicht mehr. Ich war orientierungslos. Vor der Wohnungstüre meines Nachbarn brach ich zusammen. Als er öffnete, sagte ich ihm, dass er den Notarzt rufen soll, weil ich einen Herzanfall oder Kreislaufkollaps hätte. Dann bekam ich nichts mehr mit, ich wurde bewusstlos. Im Linzer Krankenhaus bin ich dann tagsüber irgendwann mal aufgewacht. Ein paar Ärzte standen um mich herum. In meinen Armen steckten Kanülen, die am Tropf angeschlossen waren.

 Einer der Ärzte sagte mir, dass ich einen Schlaganfall erlitten hätte. Ich bekam dies alles wie durch einen Nebel mit. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Die linke Seite war gelähmt. Sprechen konnte ich nur noch ganz komisch, weil ich den Mund nicht mehr bewegen konnte. Ich wollte nur noch schlafen. Irgendwann kam dann mal eine Schwester und weckte mich wieder. Sie fragte nach meiner Versicherungsnummer bei der Krankenkasse. Klar, die hat doch jeder im Kopf. Ich bewegte nur den Kopf, zumindest versuchte ich es, weil ich keinen Laut herausbrachte. Sie fragte dann nach meinem Geburtsdatum und Wohnsitz. Es muss sehr lange gedauert haben, bis ich ihr das mitteilen konnte. Zwischendurch bin ich immer wieder eingeschlafen.

 Schon wieder wurde ich geweckt. Es waren meine Nachbarn aus der Linzer Wohnung. Sie brachten mir Kleider und Hygieneartikel vorbei. Unterhalten konnte ich mich nicht. Sie sagten mir noch, dass sie meinen Schäferhund ins Linzer Tierheim gebracht hatten. Ich schlief wieder ein. Dann rüttelte jemand an meinem Bett, so dass ich schon wieder aufwachte. Es waren nicht die Ärzte. Diese Leute hatten grüne Uniformen an. Ich nickte mit dem Kopf, auf die Frage, dass ich Siegfried Bauer, geb. am 30.01.1957 bin. Ruck zuck machten die dann meine Schläuche weg und schoben mich hinaus. An der Tür stand ein Arzt. Ich fragte ihn so gut es ging, ob er dies verantworten könnte. Eine Antwort blieb er mir schuldig. Im Erdgeschoss des Klinikums bekam ich nun ein Einzelzimmer. Nur die Fenster waren vergittert und vor der Türe waren Beamte im Schichtdienst für mich da. Die passten auf, dass ich nicht weglaufen konnte.

 Jeden Tag kamen die Ärzte vorbei und schauten nach, ob ich noch lebe. Die dringend erforderliche Weiterbehandlung wurde nicht durchgeführt. Ich bekam Tabletten und wurde mir selbst überlassen. Die Schwestern brachten mir das Essen, das ich aber wegen der Lähmung nicht zu mir nehmen konnte. Man brachte mir ein Blatt Papier und einen Bleistift. Darauf notierte ich die Telefonnummer und den Namen meiner Schwester, damit sie ihr Bescheid geben konnten. Die Schwestern fütterten mich nun so gut es ging. Aufstehen konnte ich nicht. Zum Pinkeln schoben die meinen Penis in eine Flasche rein. Kacken musste ich Gott sei Dank nicht. Noch nicht. Die meiste Zeit schlief ich. So ging es ein paar Tage. Immer öfter wurde ich wach. Ich konnte fast nichts mehr sehen.. Meine Augen schielten ununterbrochen. Ich sah alles doppelt und dreifach. Dabei drehte sich alles. Lesen konnte ich auch nicht mehr.

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 So oft wie möglich versuchte ich nun, die linken Körperteile zu bewegen. Schon am nächsten Tag konnte ich wieder die Finger bewegen, dann den Arm und schließlich auch das Bein. Nur die Lähmung im Gesicht bekam ich nicht so schnell weg. Ich unterhielt mich mit mir selbst, um die Gesichtsmuskeln zu trainieren. Auch dies ging immer besser. Trotzdem war die linke Körperseite immer noch gefühllos. Am nächsten Tag zog ich den Rollstuhl, der direkt neben dem Bett stand zu mir her. Ich versuchte mich aufzurichten und in den Rollstuhl zu klettern. Ohne Erfolg. Ich fiel vor das Bett. Nun klammerte ich mich an den Rollstuhl und ging auf den Knien im Zimmer umher. Bis die Schwester kam und mir das Essen brachte. Zusammen mit dem „Grünen“ legten sie mich wieder ins Bett. Auch mit dem Essen klappte es wieder alleine.

 Nach drei Wochen Einzelzimmer im Linzer Arbeiter-Krankenhaus wurde ich in die Krankenabteilung der Linzer JVA verlegt. Im Zimmer waren noch zwei Artgenossen. Ganz nette Leute. Zur täglichen Arztvisite, zwei Zimmer weiter, wurde ich mit dem Rollstuhl geschoben. Mein Zustand verbesserte sich von Tag zu Tag. Mehrere Stunden täglich lief ich im Zimmer umher, ohne Rollstuhl. Ich hielt mich an den Betten fest und stützte mich an den Wänden ab. Am Hofgang konnte ich aber noch nicht teilnehmen. Die Ärztin bekam vom Krankenhaus meine Akte und traute ihren Augen nicht. Sie sprach von einem medizinischen Wunder. So etwas hatte sie noch nicht gehört. Auf Grund der Größe meines Schlaganfalls hätte ich nie wieder gehen können.

 Eines Tages wurde ich mit dem Rollstuhl dem Haftrichter vorgeführt. Solch ein netter Kerl hätte ich auch in Germany gerne mal gehabt. Er war nicht voreingenommen und sehr korrekt. Ich wollte schnellst möglichst nach Germany, um die mir zur Last gelegten Vorwürfe aus der Welt zu räumen. Er veranlasste einen Krankentransport von Linz nach Chemnitz. Ein paar Tage später wurde ich mit einem österreichischen Krankenwagen von Linz an die Grenze nach Passau gebracht. Von dort sollte mich ein Deutscher Krankenwagen nach Chemnitz bringen. Die deutschen Beamten sagten mir, dass der Krankenwagen schon vor ein paar Stunden abgefahren sei und erst eine Woche später der nächste käme. Ich könnte mit dem Gefängnis-Transport fahren, dann wäre ich schon übermorgen in Chemnitz, oder ich warte die Woche im Passauer Knast. Ich entschied mich für die erste Variante.

 Dass der mich nur angelogen hatte, merkte ich zu spät. Ein Krankentransport war aus Kostengründen nie geplant. Die Fahrt nach Chemnitz dauerte nicht zwei Tage, sondern über eine Woche. Mit Übernachtungen in München, Nürnberg und Gera. In Österreich ging alles sehr human zu. Man kam sich zumindest auf der Krankenstation nicht wie im Gefängnis vor. Doch ab Passau änderte sich dies sehr schnell. Ich konnte mich ja nur mit viel Mühe auf den Beinen halten. Gesehen habe ich immer noch nichts, außerdem drehte sich immer noch alles vor den Augen. Bei der ersten Zwischenstation im Münchner Knast, wo die Gefangenen nur auf Schub, also Durchreise waren, gab es nur kaltes Wasser, dreckiges Geschirr vom Vorgänger und einen fürchterlichen Fraas. Die 6 qm große Zelle teilte ich mir mit einem ca. 20 jährigen Leidensgenossen. Kein Radio, keine Zeitung. Am späten Abend wurde die Zellentüre aufgemacht und ein Schließer kam herein. Er fragte nach Siegfried Bauer und ich antwortete. In den Händen hielt er eine kleine Schüssel mit meinen dringend benötigten Medikamenten. Ich stand auf und ging auf ihn zu. Nun steckte er seine Hände mit den Tabletten so weit wie möglich nach oben, so dass ich sie nicht erreichen konnte. Er träumte bestimmt davon, dass ich jetzt wie ein Geißbock hochspringe, um meine Tabletten zu bekommen. Wieder so ein gestörter in grüner Uniform, dachte ich mir und schaute ihn mitleidig an. Nach ca. 1 Minute wurden dem die Arme wahrscheinlich zu schwer. Jedenfalls lies er seine Schüssel mit den Tabletten wieder herunter, so dass ich sie nehmen konnte.

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 Am nächsten Morgen gab es Marmelade und Tee. Brot musste man vom Vorgänger nehmen. Das hätten nicht mal die Ratten gefressen. Ich verzichtete auf das Frühstück. Den ganzen Tag im Bus unterwegs nach Nürnberg. Zum Trinken gab es 0,2l Fruchtsaft. Eingepfercht und ohne Zirkulation bei ca. 28 Grad Außentemperatur. Für jemanden, der etwas verbrochen hat, fängt die Strafe schon hier an. In Nürnberg angekommen, ging es aber wieder recht human zu. Am nächsten Tag nach Gera, dann weiter nach Chemnitz, Kassberg. Der ehemalige Stasi-Knast ist uralt und steht unter Denkmalschutz. Hier wird die Aufbauhilfe Ost sichtbar. Der ehemalige Stasi-Knast wurde mit den neuesten Sicherheitsvorkehrungen versehen., z.B. mit Kameras und doppeltem Stacheldrahtzaun. Innen wurden die Duschen erneuert. Die Aufnahme war frustrierend. Doch die Wärter waren alle schwer in Ordnung. Ich beantragte eine Verlegung in den Knast-Neubau Reichenhainer Straße in Chemnitz. Hatte mal gehört, dass dort die Ausstattung besser sein soll. Ein paar Tage später wurde ich dort hin verlegt.

 Beim Arzt beantragte ich kurz darauf eine Verlegung in das Leipziger Haftkrankenhaus, weil sich mein Gesundheitszustand rapide verschlechterte. Am nächsten Tag wurde ich mit einem Sondertransporter nach Leipzig, in die Neurologische Abteilung des Haftkrankenhauses gebracht. Die meisten waren hier auf Entzug mit entsprechenden Auswirkungen. Die Ärzte waren Spitze. Sie gaben sich große Mühe und schickten mich ab und zu in die Uni-Klinik für spezielle Untersuchungen. Ein Tag im Haftkrankenhaus kostet den Steuerzahler fast genau 300.- €. Die Fahrten zur Uni-Klinik und die speziellen Untersuchungen kosteten den Steuerzahler mehrere tausend Euro. Mein gesamter Knastaufenthalt kostete den Steuerzahler ca. 60.000.- €. Und nur, damit die korrupten Chemnitzer Staatsanwälte Genugtuung hatten. Bei den Milliarden die im Osten versickern, fällt dies aber gar nicht auf. Es kann ja bei den Zuschüssen für die Schulen und Kindergärten, oder beim ALG II wieder gespart werden. Oder ganz einfach auf den gigantischen Schuldenberg drauf gesetzt werden. Wird ja fast immer so gemacht.

 In Chemnitz wurde der Termin für die Gerichtsverhandlung festgelegt. Mit dem VW-Bus und drei Bewachern und einem Arzt wurde ich von Leipzig nach Chemnitz zur Verhandlung chauffiert. Mein Pflichtverteidiger, mit dem ich hier zum ersten mal Kontakt hatte, machte zwar keinen intelligenten Eindruck auf mich, doch ich hatte mich getäuscht. Meine Schwester organisierte einen zusätzlichen Verteidiger aus Hof. Der wollte mal mit mir vor der Verhandlung alles durchsprechen, doch beim Wollen ist es geblieben. Mit meinen Schreiben konnte er nichts anfangen. 10 Minuten hatte ich Zeit, um mit ihm alles durchzusprechen. Unvorbereitet gingen wir in die Verhandlung.

 In den Gerichtsakten und den Akten, die meine Verteidiger hatten, fehlten die wichtigsten Unterlagen, die mich sofort vom Vorwurf des versuchten Versicherungsbetrugs entlastet hätten. Ich bat den Richter darum, nochmals die Unterlagen nach den Kaufverträgen für die zwei Unfallmaschinen durchzusuchen, die ich ja bereits der Kripo und der Staatsanwaltschaft ausgehändigt hatte und die auch bei den Verkäufern überprüft wurden. Der Staatsanwalt konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Dies fiel sogar dem Richter auf. In den Gerichtsakten war lediglich der Kaufvertrag über den neuen Rahmen. Der Richter war sehr clever. Ich hatte den Eindruck, dass er genau wusste, was gespielt wurde. Mit diesem Richter hatte ich bisher noch nichts zu tun. Er kam aus Westdeutschland. Ihm habe ich aber sehr viel zu verdanken. Auf Grund der Tatsache, dass alle Unterlagen zu meiner Entlastung „fehlten“, konnte er keinen Freispruch erwirken. Der Staatsanwalt beharrte auf drei Jahre Knast. Meine Anwälte forderten die Strafaussetzung zur Bewährung.

 Der Richter bat meine Anwälte und den Staatsanwalt in sein Richterzimmer zur Beratung. Der Staatsanwalt rückte aber nicht von seinem Antrag auf 3 Jahre Knast ohne Bewährung ab. Solch eine Gelegenheit bekommen die ja nie wieder. Der Richter sprach das Urteil. 3 Jahre Knast auf Bewährung. Ich freute mich zu früh. Der Staatsanwalt ging in Berufung. Aus diplomatischen Gründen legte mein Anwalt auch Berufung ein. Hier zeigte mein Anwalt, was er kann, dass er sein Geld doch wert war. Er telefonierte zig mal mit dem Staatsanwalt und dem Richter. Letztendlich zog der Staatsanwalt und dann auch mein Anwalt den Antrag auf Berufung zurück. Das Urteil wurde rechtskräftig. Damit kann ich leben. Ich war damals fest entschlossen, eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu erwirken und dem Gericht alle Unterlagen zur Verfügung zu stellen, die zu meiner Entlastung führen und somit das Urteil ganz aufgehoben wird.

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 Ende November 2004, also nach fast genau 4 Monaten Knast, lies ich mich wieder nach Chemnitz zurückverlegen, da eine vorzeitige Entlassung nur von dort aus möglich war. Vier Tage später kam ein Schließer in die Zelle und sagte, dass ich alles zusammenpacken soll. Aus gesundheitlichen Gründen wurde ich ein paar Tage früher entlassen. Zu meiner Wohnung, ca. 10 km entfernt, ging ich zu Fuß und holte meinen Schäferhund ab, der dort so lange in Pflege war. Total abgemagert kam er auf mich zu. Kein Anzeichen von Freude. Er war sauer, weil ich ihn so lange allein gelassen hatte.

 Ein Mieter fuhr uns nach Sinsheim, zu meiner Schwester, wo wir einen Monat wohnten, bis ich dort eine Wohnung fand. Eigentlich wollte ich eine Wohnung in Heidelberg. Für mich die schönste Stadt Deutschlands. Und dass die Leute dort intelligenter sind, als im übrigen Teil Deutschlands, merkt man schnell. Doch bei der Wohnungssuche waren die anderen Bewerber immer schneller, so dass ich ein Mietangebot in Sinsheim annahm. Nach Heidelberg fuhr ich zwei oder dreimal wöchentlich. Dort praktizieren hervorragende Ärzte, die nicht unwesentlich zu meiner Genesung und Wohlbefinden beigetragen haben.

 Im Juni 2005 bin ich wieder nach Schwäbisch Hall umgezogen. Im Juli musste ich auf Anweisung der BFA 4 Wochen in einer Reha-Klinik am Bodensee verbringen. Danach bekam ich einen Rentenbescheid. Die BFA attestierte mir 100% Erwerbsunfähigkeit. Im August baute ich meine ganze Internet-Technik in einem neuen Studio in Schwäbisch Hall auf. Dies dauerte alles sehr lange, da mein Gehirn nicht so funktionierte, wie es für diese Tätigkeit erforderlich wäre. Aber es hat dann doch noch geklappt. Diese Tätigkeit ist das beste Therapie-Programm, das ich mir vorstellen kann.

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 In den letzten 10 Jahren habe ich so viel Literatur über den misslungenen Aufbau-OST gesammelt, dass ich drei Ordner damit füllen konnte. Mein Gehirn funktioniert aber noch nicht so gut, dass ich dieses gesammelte Werk bereits jetzt in diesem Buch umsetzen und darstellen kann. Also gibt es in 1 – 2 Jahren eine umfangreichere Ausgabe. 5 Millionen Arbeitslose, tatsächlich aber über 7 Millionen, und dies schon seit mehreren Jahren, jeden Tag kommen 1000 neue Arbeitslose dazu, das verkraftet auch nicht unsere Volkswirtschaft.

 Ich erkenne einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Korruption und Arbeitslosigkeit. Eine kleine Bevölkerungsschicht wird immer reicher und eine immer größere verarmt. Fast der gesamte Mittelstand hat kapituliert. Was Generationen aufgebaut haben, wurde in ein paar Jahren vernichtet. Ehrlichkeit zahlt sich nicht mehr aus. Stattdessen breiten sich Mafiastrukturen aus, immer begleitet von einer Schar von Rechtsanwälten, die der Illegalität zum Recht verhelfen. Ackermann und Co sind ein gutes Beispiel dafür.

 Und so lange es Länder wie Monaco, Liechtenstein und die Schweiz gibt, wo die betrügerisch angeeigneten Milliarden anonym gebunkert werden, die ihren Wohlstand ausschließlich den illegalen Geschäften und der Korruption zu verdanken haben, wird sich auch nichts ändern. Diese Länder leben sehr gut vom „Blutgeld“, das den ehrlichen Leuten abgezockt wird.

 Länder wie Österreich haben den wirtschaftlichen Vorteil einer Globalisierung erkannt und reagiert. Die haben auch Vollbeschäftigung und eine sehr geringe Staatsverschuldung. Und 2005 hatte Österreich die meisten Emigranten seit dem 2.Weltkrieg. Die meisten aus Deutschland. Sonst hätten wir noch mehr Arbeitslose. Fachleute schätzen dieses Jahr eine Verfehlung des Maastricht Vertrages um 1%. Nur durch das Verscherbeln des Tafelsilbers könnte dieser Wert um ein paar zehntel reduziert werden. Und Herr Eichel, der sich auch keine Arbeitsplätze aus dem Ärmel schütteln kann, wollte dieses Jahr endlich mal wieder die Kriterien des Maastricht Vertrages einhalten. Für das Jahr 2006 erwarten Fachleute bereits eine Verfehlung des Maastricht Vertrages um über 3%. Auch wenn die Schönfärberei der Regierung uns etwas anderes vorgaukeln will, ändert dies nichts an der Tatsache.

 Der aktuelle Schuldenstand der öffentlichen Haushalte beträgt 1,5 Billionen Euro. Und jede Sekunde kommen 2.300.- € dazu. Wenn bereits 60% der Steuereinnahmen für die Zinszahlungen und Rentenzuschüsse aufgewendet werden, bleibt immer weniger Spielraum für Investitionen und Reparaturen.

 Die Finanzmittel zur Instandhaltung von öffentlichen Gebäuden und Brücken wurden auf ein Minimum reduziert.  Auch wenn die erste Brücke einstürzt, kann dieses Problem nicht behoben werden. Dann werden Brücken gesperrt. Das Straßennetz in Westdeutschland ist in einem desolaten Zustand. Es wird nur noch geflickt, weil für eine erforderliche Instandsetzung schon lange kein Geld mehr da ist.

 Good bye Germany, der Zusammenbruch lässt nicht mehr lange auf sich warten. Dann habe ich einen Grund, wieder mal so richtig doll zu feiern.

 

Schwäbisch Hall, den 25.10.2005

Siegfried Bauer